Sunderlands Bücherregal 1/2022

Es ist März. Und ich habe ein Buch zu besprechen. Seit langem tue ich das mal wieder mit Freude. Obwohl meine Leseerfahrung nicht das war, was ich erwartet habe. Den Autor habe ich bereits 2018 in meinem Blog erwähnt, da habe ich zum ersten Mal ein Buch von ihm gelesen. Deshalb hatte ich bei irgendeiner Gelegenheit unseren heutigen Post-Mittelpunkt einfach gekauft. Mit dem lesen ließ ich mir dann einige Jahre Zeit. Jetzt sind wir hier und ich kann euch sagen, was ich davon halte.


Autor: Jonas Winner
Buchtitel: Die Party
Untertitel: Wer Glück hat, stirbt als erster
Jahr der Veröffentlichung: 2018
Seitenanzahl: 366 Seiten
Kapitelanzahl: 50 Kapitel
Verlag: Heyne-Verlag
Serienangaben: Stand-Alone


Wer sich noch an meine Rezi zu Murder Park erinnert, weiß um meine Einschätzung über Jonas Winner. Für alle anderen kann ich empfehlen, den Post einmal anzuschauen und zu vergleichen. Mal wieder haben wir eine one-by-one-Story vor uns, diese scheint Winner gerne zu schreiben. Das verdenke ich ihm nicht, da man mit dem Konzept wirklich viel machen kann. Hier ist der Plot dieser Geschichte …

HANDLUNG:
Nach über 30 Jahren beschließt Brandon, seine alten Schulfreunde zu einer Party einzuladen. Sie haben sich seit damals nicht mehr gesehen. Es ist Halloween, der perfekte Anlass für eine Reunion. Deshalb sollen ganz im Ton der 80er Jahre die zehn Gäste aus Brandons Schulzeit wieder ihre Teenager-Zeit aufleben lassen. Jedoch geschieht das unerwartete: Nach dem Ankommen seiner Gäste wird der Gastgeber unter einem Kronleuchter begraben. Sie sind auf dem abgeschotteten Grundstück eingesperrt und vermuten unter sich einen Mörder. Denn vieles deutet darauf hin …

FAZIT:
Durch den Klappentext war ich total interessiert an dem Buch. Denn die dort gegebene Prämisse hat großes Potenzial in meinen Augen. Es war so ein 'warum bin ich nicht darauf gekommen'-Moment, als ich das Buch in den Händen hielt. Das Cover, welches recht simpel ist, erinnert mich ein wenig an die Covers, die ich bei einigen Fitzek-Büchern gesehen habe (welche den Titel sehr stark porträtiert haben). Zu sehen ist ein schwarzer Umschlag, aus dem eine Einladungskarte guckt. In roter Schrift steht der Titel obendrauf. Das fällt einem auf. Der Untertitel 'Wer Glück hat, stirbt als erster' stammt auch von einem klugen Kopf, passt dieser wie die Faust aufs Auge.

Mit einem so vielversprechenden Plot ist es schade, dass nach einigen Kapiteln alles ziemlich unübersichtlich wird. Die Figuren, die der Party beiwohnen, sollen anscheinend nicht direkt durch ihre Namen, sondern durch ihre Kostüme unterscheidbar sein. Winner beschreibt immer wieder, was die betreffende Person trägt, um die Situation zu zeichnen. Leider bleiben die Figuren lange sehr oberflächlich. Erst weiter hinten, in der zweiten Hälfte, scheint man sich um Tiefe bemüht zu haben. Die meiste Zeit konnte ich schwer unterscheiden, wer wer ist. Nachdem einige tot waren, ging es dann. Weil es werden ja weniger.

Der Aufbau ist ganz ok, hat aber auch stellenweise seine Schwächen. Zum Beispiel in dem Kapitel, wo die Gäste ankommen und Brandon erschlagen wird, ist alles sehr unübersichtlich beschrieben. Und was den Schreibstil betrifft: In der ersten Hälfte des Buches war ich extrem genervt, wie umständlich und teilweise gezwungen Winner die ganze Sache geschrieben hat. Die wörtliche Rede war oft unerträglich, enthielt sie doch oft zu viel Exposition. Ich war manchmal kurz davor mir einen Stift zu nehmen und es zu kürzen - weil es auf das Wichtige ankommt. Sagt das Jonas Winner bitte nächstes Mal. Genauso wie, dass er sich doch bitte für eine durchgängige Zeitform entscheiden soll. Denn manchmal wechselte das einfach und verstehe immer noch nicht, warum das nötig war.

Oft genug befinden sich Störfaktoren im Weg des flüssigen Erzählens. Zum Beispiel gibt es Szenen, die nichts zur Handlung beitragen. Manches wirkt irgendwie gekrampft, unnötige Füllwörter pumpen alles auf. Das ist besonders schade, da Winner trotz allem sehr gut Spannung zu erzeugen weiß. Momente, in denen man wirklich an den Seiten klebt und fiebert. Das ist leider nicht so oft der Fall, wie man sich das wünschen würde bei dem Genre. Wünschenswert wäre etwas mehr Struktur, um besser folgen zu können.


Die zweite Hälfte des Buches hat plötzlich mehrere Rückblenden und der Fokus schiftet in eine ganz andere Richtung. Das hat es vielleicht ein wenig gerettet, denn ab hier scheint man sich mehr konzentriert zu haben, mehr wichtiges scheint dem Leser offenbart. Das Problem ist, dass viele Menschen ein Buch weglegen, wenn es nach zwei oder drei Kapiteln nicht gefällt. Da bringt einem die gute zweite Hälfte des Buches nichts. Das Ende scheint mir etwas kurz und lang zugleich. Man weiß zwar schließlich, warum passiert, was passiert, aber ob man das dann als satisfying, also befriedigend empfindet …?


Bewertung:
2/5 - Schreibstil
2/5 - Charaktere
3/5 - Handlung
4/5 - Optik
(11 von 20 Sternen)


Irgendwie hatte ich beim Griff in mein Regal gehofft, dass ich dieses Buch wirklich genießen würde. Doch große Teile waren sehr anstrengend zu lesen und waren nicht so klar strukturiert, wie ich es erforderlich finde. Das lässt mich eigentlich dazu tendieren, beim nächsten Mal nicht zuzugreifen - dabei sind weitere von ihm erschienene Titel auch interessant anzusehen. Aber wie man hier sieht, sind Inhalt und Design nicht immer auf der gleichen Welle unterwegs.

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