Sunderlands Bücherregal 1/2025

Seit Anfange des Jahres fühlt sich 2025 irgendwie seltsam an. Meine Arbeit an meinen Schreibprojekten läuft teilweise schleppend und ich konzentriere mich im Moment mehr auf meine YouTube-Reihe Tomb Raider. Deswegen bin ich sehr froh, heute einmal wieder etwas über ein Buch berichten zu können, welchen ich vor kurzem zu Ende gelesen habe.


Autorin: Darcy Coates
Buchtitel: Die Folcroft-Geister
Original-Titel: The Folcroft Ghosts
Jahr der Veröffentlichung: 2017 (AU)/ 2025 (DE)
Seitenanzahl: 281 Seiten (gesamt)
Kapitelanzahl: 26 Kapitel (Hauptstory)
Verlag: Festa-Verlag
Serienangaben: Stand-Alone


Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse hatte ich keinen wirklichen Plan, was ich an Büchern kaufen möchte - also habe ich einfach ein bisschen gestöbert. Dabei habe ich dieses Buch beim Festa-Verlag entdeckt und mich entschlossen, ihm eine Chance zu geben. Ich habe auch noch ein weiteres, welches ich in Zukunft noch lesen möchte. Die meisten Titel, die ich am Stand gesehen haben, befassen sich mit Geistern und Spukhäusern, was mir eigentlich gut gefällt. Vor allem ist dieses Buch hier wieder eine Premiere, da ich zuvor noch nie ein australisches Buch rezensiert habe.

INHALT:
Ein Geschwisterpaar muss bei seinen Großeltern einziehen, nachdem die Mutter durch einen Unfall im Krankenhaus gelandet ist. Diesen sind sie noch nie vorher begegnet, weswegen die Kinder nicht wissen, was sie erwartet. Am Anfang scheint alles normal; die beiden alten Menschen sind herzlich und kümmern sich. Doch als der Kontakt zur Außenwelt abgeschnitten wird, wendet sich das Blatt und die Kinder wissen nicht, wie weit sie ihren Großeltern trauen können.

FAZIT:
Nachdem ich die Geschichte beendet hatte, war ich doch positiv von meiner Erfahrung überrascht. Ich wollte schon längst einmal mehr in das Horror-Genre eintauchen und freue mich, dass es mir dank dieses Titels so leicht fällt. Die Story an sich nutzt zwar die herkömmlichen Elemente einer gruseligen Handlung, jedoch finde ich die Umsetzung doch sehr gelungen. Über dem Ganzen schwebt ein Gefühl von Beklemmtheit und Unbehagen, wie man es sich von einer waschechten Gruselgeschichte wünscht. Den Sprachstil möchte ich gerne hervorheben, welcher sehr stark zur Atmosphäre beigetragen hat. Natürlich kann ich dabei nur von der deutschen Übersetzung sprechen. Wie es im australischen Original ist, weiß ich nicht.

Die Charaktere, sprich die Familie Folcroft, inspirieren mich geradezu mit ihrer Einfachheit: Oberflächlich sind es nette alte Leute, die sich rührend um die beiden Kinder kümmern, deren Mutter krank ist. Doch das unterschwellige Gefühl eines Geheimnisses lässt vor allem das Mädchen Tara sehr schnell misstrauisch werden. Alle Figuren handeln so, wie ich es von Menschen erwarte. Für mich wirken die einzelnen Charaktere somit gut erzählt und nicht zu flach – vor allem im hinteren Teil der Story zeichnet die Autorin ein sehr vielschichtiges Bild hier.

Unsere Geschichte spielt in einem alten, abgelegenen Haus. Die nächste Ortschaft ist nur per Auto erreichbar. Wie schon erwähnt, gibt es hier viele bekannte Genre-Elemente zu bestaunen. Jedoch empfand ich es so, als würde Darcy Coates nicht die gleiche Route einschlagen wie viele: Das Haus an sich kommt einem nicht böse oder unheimlich vor. Es sind die Umstände, die den Grusel erzeugen. Umschrieben ist das Haus in einer sehr schönen Weise, als müsste man sich dort eigentlich wohlfühlen können. Auch andere Orte wie der Wald, der See und die Ortschaft, in der sie manchmal einkaufen oder die Bücherei aufsuchen, erwecken in meinem Kopf sehr starke Bilder. Coates hat es geschafft, mir einen Film in den Kopf zu pflanzen.

Eines der wenigen Mankos ist in diesem Fall das deutsche Buchcover. Ja, auf den ersten Blick sieht es ansprechend und gruselig aus. Aber ich werde beim Anschauen das Gefühl nicht los, dass es zumindest in Teilen mit AI (Artificial Intelligence) erstellt worden ist. Der Künstler hinter dem Cover hat sich hier das Leben anscheinend einfach gemacht. Natürlich ist das nur eine Vermutung, aber ich finde schon, dass man gewisse Hinweise sieht, wenn man ganz genau hinschaut. Es ist schade, wenn Verlage so etwas durchwinken. Denn mir ist es lieber, wenn ein richtiger Cover-Artist sich um die Umschlaggestaltung kümmert und es dann auch dementsprechend aussieht. Hoffentlich setzt sich dieser Trend nicht fort, denn sonst muss ich in Zukunft deutlich tiefergehende Recherchen machen, um "unechte" Bücher und Covers zu meiden. Wenigstens scheinen die dem Post beigefügten englischen Covers nicht künstlich zu sein. Jedes bringt seine ganz eigene Interpretation mit, was mir gefällt.

BONUS:
Wenn man das Ende der Hauptgeschichte erreicht hat, welche etwas mehr als 200 Seiten zählt, gibt es noch einen gar nicht so kleinen Bonus von drei Kurzgeschichten der Autorin in dieser Ausgabe. So etwas würde ich gerne öfter sehen, denn ich fand es schon nice, diese unabhängigen Erzählungen als kleines Dessert vorzufinden.

Uhrwerk - eine kleine Geschichte über einen Mann, der eine Uhrensammlung wartet.
Die Sprache hat mir gefallen, der Aufbau war auch super, mein Schlussgedanke war "okay". Man erwartet das Ende nicht, aber es ist nur ein bisschen unheimlich. Einzeln bewertet 3/5.

Zweites Untergeschoss - Diese Erzählung hat mir am besten gefallen. Ein Mitarbeiter muss Unterlagen aus dem Archiv im Keller holen. Die Atmosphäre war fantastisch und isoliert, was mich sehr stark an die Dinge erinnert hat, die ich an Spielen wie Alone in the Dark: The New Nightmare und Poppy Playtime so liebe. 5/5 ohne Frage.

Krypta - Ein würdiger Abschluss. Hier wird einer jungen Frau eine Geschichte erzählt, die ihre Neugier anfacht. Selbst wenn man sich denken kann, was passieren wird, ist der Aufbau gut gelungen. Wieder sehr starke Sprache und guter Aufbau. Meiner Meinung nach 4/5.


Bewertung:
5/5 - Schreibstil
4/5 - Charaktere
5/5 - Handlung
3/5 - Optik
(17 von 20 Sternen)

Somit hat mich die Autorin neugierig gemacht. Ich habe nicht nur eine Liste im hinteren Teil, der ihre bisherigen Projekte auflistet, sondern auch noch ein Lesezeichen mit den zugehörigen Covern (die restlichen wirken nicht mit AI erstellt). Ich werde bestimmt in den nächsten Monaten einmal schauen, ob ich eines ihrer anderen Bücher irgendwo finde. Sonst habe ich etwas, was ich direkt bei der nächsten Buchmesse mitnehmen werde, wenn ich wieder den Stand vom Festa-Verlag besuche.




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