Sunderlands Bücherregal 7/2018

Bizarr. Verstörend. Unsettling. Diese Worte kommen mir in den Sinn, wenn ich an das Buch denke, über das ich heute schreiben werde. Denn es ist auf seine Weise zwar einzigartig, aber bei weitem nicht perfekt. Ich habe es diesen Sommer gelesen, als ich oft auf meinem Dachboden saß.


Buchtitel: Murder Park
Original-Titel: Murder Park
Jahr der Veröffentlichung: 2017
Seitenanzahl: 415 Seiten
Kapitelanzahl: 43+ Kapitel
Verlag: Heyne-Verlag
Serienangaben: Stand-Alone


Ich weiß gar nicht mehr, wo ich sie her hatte, aber von irgendwo habe ich eine Leseprobe von Murder Park herbekommen. Wahrscheinlich ist es auf einer Buchmesse gewesen. Oder im Buchladen. Auf jeden Fall bin ich so auf das Buch aufmerksam geworden. Und irgendwann habe ich es mir einfach gekauft. Vor allem, da das Konzept sich mit Geschichten wie Und dann gabs keines mehr und Harpers Island in eine Reihe  zu stellen schien.

HANDLUNG: 
Vor der Ostküste der USA liegt Zodiac Island. Vor 20 Jahren war die Insel ein sehr beliebter Freizeitpark, bis dort drei junge Frauen umgebracht wurden. Jetzt will man dort einen neuen Park eröffnen: den Murder Park - wo mit den Ängsten der Besucher gespielt werden soll. Zusammen mit elf anderen begibt sich Paul Greenblatt auf die Insel. Bis plötzlich die Morde beginnen - und die nächste Fähre soll erst in drei Tagen kommen...

FAZIT: 
polnische Ausgabe


Um meine folgenden Worte am besten einzuordnen: Dies ist ein gutes Buch mit Schwachstellen. Die Handlung der Geschichte ist gut inszeniert und erregt das Interesse des Lesers durch Plot-Elemente, die einem so merkwürdig vorkommen, das man automatisch an dem Thema hängen bleibt. Das Gesamt-Feeling ist schön düster. Im Kopf der Hauptfigur wohnen wir einem Massaker bei, das durch schlaue Wendungen weiß, einen zu Überraschen. Vor allem das Ende war unterhaltsam, wenn ich auch sagen möchte, das das Ganze ein klein wenig weit hergeholt ist. Unter gewissen Umständen. Blendet man das aus, hat man einen perfekten Abschluss. 

Der Autor Jonas Winner selbst hat schon mehrere erfolgreiche Bücher veröffentlicht. Nach zwei, drei anderen Klappentexten scheint es mir, als würde er öfter unter dieser Prämisse arbeiten wie bei diesem Buch. Vielleicht würde ich mir davon auch noch welche kaufen, wenn ich sie durch Zufall irgendwo entdecken würde. Schließlich gibt man Autoren ja meistens mehrere Chancen, sie von sich zu überzeugen.

Die Charaktere sind ganz ok.  Das Paul Greenblatt quasi die Hauptfigur ist, wird einem ziemlich schnell klar. Das Dutzend wird zwar in einzelnen Video-Interviews vorgestellt, die sich durch das ganze Buch ziehen, jedoch fand ich es trotzdem schwer, den Beziehungen unter den Charakteren zu folgen. Die einzelnen Hintergrundgeschichten sind gut erzählt, obwohl ich in der Mitte des Buches eines der Interviews überspringen wollte, weil die Haupthandlung gerade so spannend war. Damit schafft es der Autor, einen an den Seiten kleben zu lassen.




Der Schreibstil ist oft viel zu vollgestopft und umständlich. Die Personen in dem Buch scheinen nicht dazu in der Lage zu sein, kurz und bündig eine Aussage zu treffen. Es werden immer ganze Wortfälle daraus, die manchmal sogar gewisse Informationen mehrfach wiedergeben. Das ist an einigen Stellen ziemlich lästig, da es vermuten lässt, das man das dazu benutzt hat, um die Seitenanzahl zu erhöhen. Ein gutes Beispiel ist folgender Satz: Wie lange ist das jetzt her, dass sie den Jahrmarkt dort, das Zodiac Island - dass sie den Rummel dort zugemacht haben? Auch bei anderen Stellen, die einfach nur das Geschehen beschreiben, werden viel zu oft bestimmte Dinge wiederholt. Beispiel: Ein schwarz-weiß Foto, ein offizielles Foto, ein Foto aus einem Polizeiregister. Als hielte man den Leser für nicht dazu in der Lage, sich sowas zu merken bzw. zu wissen. Wenn man mal davon absieht, einen halben Thesaurus zu lesen, gibt es auch Stellen, deren stilistische Richtung einen vollkommen überzeugt. Besonders gut gefallen haben mir die Beschreibungen der einzelnen Tode/Leichen. Teilweise eklig und verstörend sind sie schon, aber das macht die Story so gut. 

Das Cover ist ganz cool, die Bebilderung in grau gehalten, die Schrift gelb, sodass  man es sieht. Der Klappentext ist auf jeden Fall Appetit anregend. Wer es also in einer Buchhandlung sieht, in die Hand nimmt und die Rückseite studiert, wird wahrscheinlich, sofern das Genre seinen Lese-Gewohnheiten entspricht, einfach zugreifen. Natürlich lebt das Buch von seinen Überraschungseffekten, weswegen es sich wohl erst nach einer langen Zeit des Vergessens zum erneut lesen eignet. Es sei denn, man genießt einfach nur das Morden an sich.


Bewertung:
2/5 - Schreibstil
3/5 - Charaktere
3/5 - Handlung
5/5 - Optik
 (13 von 20 Sternen) 


Tja, so sieht es aus, Leute. Sollte mir nochmal ein Winner begegnen, nehme ich ihn vielleicht mit - vielleicht. Ich habe das Buch trotzdem gern gelesen, auch wenn es Schwächen hat. Kann passieren, finde ich. Nächstes Mal wird das letzte Bücherregal für 2018 und somit der Abschluss eines doch ziemlich erfolgreichen Jahres veröffentlicht. Wer aufgepasst hat, kann dieses Mal sogar schon erraten, welches Buch es dann gibt.

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