Sunderlands Bücherregal 3/2021

Vor einiger Zeit habe ich mal wieder alle meine Bücher gezählt. Mittlerweile sind es über 300 Stück - und es werden stetig mehr. Deswegen wird es auch immer schwerer, sich für das immer nächste Werk zu entscheiden, in dem man sich versenkt. Selbst wenn man wie ich eine Shortlist hat. Die von 2018 und 2020 kombiniert versuche ich immer noch abzuarbeiten. Beim Sortieren der Titel habe ich mich dann schließlich für diesen hier entschieden.


Autorin: Amy Gentry
Buchtitel: Wie du mir (so ich dir)
Original-Titel: Last Woman Standing
Jahr der Veröffentlichung: 2019
Seitenanzahl: 410 Seiten
Kapitelanzahl: 26 Kapitel
Verlag: C. Bertelsmann (Verlagsgruppe Random House)
Serienangaben: Stand-Alone-Roman


Das Cover vorne
                                                       
Es war glaube ich sogar ebenfalls 2018, als ich den ersten Thriller von Amy Gentry vorgestellt habe - einer der Titel der damaligen Shortlist, bei dem ich zugegriffen habe. Damals war ich recht angetan von ihrer Erzählweise, obwohl ich durchaus Potenzial für mehr gesehen hatte (Seht euch die Rezi zu Good as Gone doch einfach mal an). Auf jeden Fall geht es heute um ihr zweites Buch Wie du mir.

HANDLUNG:
Dana Diaz ist Comedian, jedoch noch lange nicht an der Spitze der Branche angekommen. Mit kleineren Auftritten versucht sie, in den Fokus der Leute zu gelangen, die Beziehungen haben. Allerdings birgt diese Welt viele Gefahren und Fallstricke - den sie will sich in einer wahren Männerdomäne etablieren. Eines Abends begegnet Dana der IT-Spezialistin Amanda, die ebenfalls in einem Feld arbeitet, das man eher Männer zuschreibt. Sie stellen fest, sie sehr es an der Zeit, den Männern, die sich auf dem Weg nach oben behindern und begrapschen, mal ein Schnippchen zu schlagen. Doch gemeinsam schaukeln sie sich in ihren Racheplänen immer höher, bis ein zurück unmöglich scheint. Denn keine weiß von der jeweils anderen, wie weit sie bereit ist zu gehen.

Das Cover hinten
(Bild-Credit: danislesestube)
                                                           
FAZIT:
Die Charaktere fand ich sehr schön gestaltet - denn ich finde, dass weibliche Comedians und IT-Spezialisten sehr selten, wenn überhaupt, im Fokus stehen. Das fand ich interessant, weil jede solcher Figuren ihre eigenen Konflikte hat. Diese stehen aber sonst nicht wirklich im Vordergrund, weswegen alleine schon die Wahl der Professionen die Geschichte deutlich interessanter gemacht hat. Als andere Komponente gibt es den allseits bekannten Konflikt von Männern und Frauen - nur hier sieht man alles durch das Vergrößerungsglas von #metoo - Männer, die ihre Machtpositionen ausnutzen, um Frauen zu unterdrücken und zu missbrauchen. Ein ernstes Thema, das hier einen sehr ausgefeilten Plot würzt.

Dieser Plot ist eigentlich recht simpel: Zwei Frauen tun sich zusammen, um es den Männern zu geben, die sie benutzt haben. Es klingt nach etwas, was man eigentlich überall lesen könnte. Dabei spielen jedoch Cyber-Kriminalität, Comedy und der Grad der Härte eine alles umfassende Rolle. Gentry hat es in diesem Buch zweifellos geschafft, eine Spannung aufzubauen, die den Leser immer stärker einsaugt und kaum mehr freigibt. Alleine schon der Anfang gefiel mir aufgrund der anscheinend aussichtslosen Situation Danas und führte mich dann in eine Welt aus Rache und Vergeltung. Dabei kommen auch gute Twists nicht zu kurz. Einiges war mir schon klar, bevor es passierte. Doch selbst wenn man erahnt, wie alles kommt, ich man total geflasht von der Umsetzung. Denn Amy Gentry hat alles so verpackt, dass alle Optionen sowohl offen als auch möglich scheinen.

In ihrem letzten Buch fand ich ihren Schreibstil noch unausgereift. Diesmal Gentry schreibt unkompliziert und gibt ihren Charakteren auf eine sehr schöne Weise eigene Stimmen, die dafür sorgen, dass sich ihre Bücher gut voneinander abheben. Am liebsten mochte ich ihre Umschreibungen der Gegenden, in denen die Geschichte spielt, die ich als Nicht-Amerikaner ja leider nicht kenne. Aber durch diese Geschichte würde ich sie vielleicht gerne mal sehen. Auf jeden Fall konnte ich mir sehr gut vorstellen, was wohl auch die Autorin vor ihrem inneren Auge gesehen hat, als sie dieses Buch schrieb. Damit hat sie sich verbessert, wovon auch zukünftige Werke profitieren dürften.

Was mich wirklich zuerst eingefangen hat, war tatsächlich das Cover. Und es kommt heute selten vor, dass mich ein Buchdesign so interessiert. Vorne steht in grünen Lettern der Titel des Buches, das I von wie zeigt eine Tür mit der Silhouette einer Frau. Hinten jedoch ist kein spießbürgerlicher Klappentext, sondern der zweite Teil des Covers. In blauer Schrift steht dort so ich dir, das O zeigt ein Kanalrohr mit einer weiteren Frau darin. Diese Art der Gestaltung fand ich von vorneherein genial, da man sowas echt selten bis überhaupt nicht sieht. Schließlich findet sich der Klappentext auf der vorderen Broschurklappe (hinten steht die kurze Biografie Gentrys), der mich ebenfalls neugierig auf den Inhalt gemacht hat. Wäre doch jedes Buch so eine gute Werbung für sich selbst. Dagegen ist das englische Cover geradezu langweilig. Klar, durch seine Farben fällt es auf und der Titel ist auch nicht schlecht. Aber die deutsche Vermarktung finde ich sehr gut durchdacht. Wie immer gibt es verschiedene Covers für die englische Ausgabe. Welches besser gefällt, ist wohl Geschmackssache.


Bewertung:
4/5 - Schreibstil
5/5 - Charaktere
5/5 - Handlung
5/5 - Optik
(19 von 20 Sternen)


Obwohl ich doch ziemlich lange für diese Lesung gebraucht habe - schließlich habe ich viel um die Ohren - bin ich durchaus zufrieden, nein Moment … hellauf begeistert von dieser Geschichte. Das letzte Drittel habe ich am selben Tag gelesen, weil ich einfach nicht loskam. Damals schon habe ich angedeutet, Amy Gentry nochmal ausprobieren zu wollen. Und ich bin so froh, dass ich es gemacht habe. Ich werde immer mal wieder schauen, wann mal wieder etwas von ihr erscheint, denn ich denke schon, dass es mir durchaus gefallen könnte.

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