Sunderlands Bücherregal 2/2023

Wir verlassen mal die Specials der BBC, bleiben aber weiterhin bei Agatha Christie. Sorry, aber im Moment habe ich einfach so viel Bock auf Krimi-Kost, dass sich die Queen of Crime geradezu anbietet. Außerdem habe ich noch über 40 Bände von ihr ungelesen im Regal. Das muss sich ändern!

Autorin: Agatha Christie
Buchtitel: Ein Mord wird angekündigt
Originaltitel: A Murder is announced
Jahr der Veröffentlichung: 1950
Seitenanzahl: 208 Seiten
Kapitelanzahl: 23 Kapitel
Verlag: Hachette-Verlag
Serienangaben: 4. Teil der Miss-Marple-Reihe

Seit irgendwann im Februar läuft auf SAT1 Gold die Serie Marple. Dort ermittelt Geraldine McEwan als die bekannte Romanheldin in vielen Fällen. Sogar in mehr Fällen, als eigentlich für sie geschrieben wurden. Denn die Serie hat sich auch nicht-Marple-Geschichten gegriffen und die zierliche alte Dame einfach integriert. Ob das jetzt immer passt oder nicht, sei dahin gestellt (Es gibt eine Marple-Fassung von Tödlicher Irrtum - das sagt alles). Dieser Roman hier ist aber ein richtiger Marple, also kein Grund zu meckern. Und ja, ich hatte zuvor die Episode gesehen - deswegen habe ich das Buch gewählt.

HANDLUNG:
Die Bewohner von Chipping Cleghorn sind aufgeregt, als ein mysteriöses Inserat in der Zeitung einen Mord ankündigt. Denn im Haus Little Paddocks, welches Letitia Blacklock gehört, soll man sich einfinden, wenn man dabei sein möchte. Natürlich sind alles wahnsinnig neugierig, was dran ist. Als der Abend kommt und alle im Haus versammelt sind, geht plötzlich das Licht aus. Schüsse fallen. Und der Einbrecher ist tot. Die Polizei kann sich keinen Reim darauf machen. Doch dann kommt Miss Marple ins Spiel, die auf ihre ganz eigene Art Hinweise sammelt und schließlich genau weiß, wer die Anzeige in die Zeitung gesetzt hat.

FAZIT:
Das Setting ist natürlich immer das Beste an einem Agatha Christie. Die trügerische Idylle eines kleinen englischen Dorfes mit seinen hübschen Cottages und verschrobenen, aber trotzdem liebenswürdigen Menschen. Vielleicht hat auch die Episode der Serie Marple hier das Bild in meinem Kopf geformt, denn diese half mir bei der Vorstellung von Chipping Cleghorn und Little Paddocks. Das schöne ist auch, dass ihre Art zu schreiben nie langweilig wird und sich auch heute noch gut lesen lässt. Ihr Stil ist gewissermaßen zeitlos, auch wenn die Zeiten, in denen die Geschichte spielt, schon längst vergangen sind.

Die Figuren sind gut zusammengestellt. Natürlich hat man ziemlich viele, schließlich wohnen in einem Dorf mehr als nur vier oder fünf Seelen. Aber die Art und Weise, wie zwischen den einzelnen Personen differenziert wurde, war größtenteils tadellos ausgeführt. Manchmal war ich etwas verwirrt und konnte jemanden nicht zuordnen. Aber Figuren wie Köchin Mizzi oder Dora Bunner waren wunderbar ausgearbeitet. In der Episode hat mir am meisten natürlich die Darstellung von Letitia Blacklock durch Zoe Wanamaker sehr gefallen, doch auch die Buchform ist definitiv zum Konsum geeignet.

Am meisten gefallen am Buch und der Episode hat mir die Idee der Handlung. Eine Anzeige, die einen Mord ankündigt. Es ist etwas so Ungewöhnliches, man bleibt daran kleben. Und vor allem, wie sich die Handlung ausspielt, wurde hervorragend umgesetzt. Denn man erhält sehr viele Indizien, die zur Lösung des ganzen führen, aber man versteht sie nicht, bis Miss Marple alles aufdröselt. Ok, natürlich kommen schlaue Leser schon auf vieles, aber ich bin ja jemand, der sich sowas gerne vortragen lässt. Aber die Idee ist so raffiniert, der Plot so gut gebaut, dass dieser Christie bestimmt zu einem meiner Lieblinge wird.

Zum Cover sage ich nur, dass meine Hachette-Ausgabe ein Bild einer Brille auf einer Zeitung zeigt. Was ziemlich gut zum Titel passt. Andere Ausgaben, die ich bei meiner Recherche gesehen habe, sind weniger einfallsreich gestaltet. Entweder zeigen sie das bereits erwähnte englische Dorf oder, wie auf einer modernen Fassung zu sehen, Blumen. Es ist kein schlechtes Design, aber auch nicht wirklich einfallsreich. In diesem Fall denke ich aber nicht, dass man sich groß daran aufhalten kann, wie das Buch von vorne aussieht. Denn wenn man Christies Namen liest, kann man sich vorstellen, was man für sein Geld bekommt.


Bewertung:
4/5 - Schreibstil
5/5 - Charaktere
5/5 - Handlung
3/5 - Optik
(17 von 20 Sternen)

Obwohl ich weiterhin die Serie Marple schauen werde (die bald leider wieder zu Ende ist), wird der nächste Christie noch auf sich warten lassen. Stattdessen habe ich schon das nächste Buch erwählt, welches ich lesen möchte. Genauere Details will ich aber offen lassen.

Zum Schluss habe ich eine kleine Anmerkung: Ich habe in der letzten Zeit immer mal wieder davon gelesen, dass ältere Bücher zensiert werden, um in der heutigen Gesellschaft niemanden mehr zu beleidigen. Deswegen werden Passagen geändert oder gestrichen. So etwas soll auch bei Christie passieren/ist schon bei Christie passiert. Ich für meinen Teil finde es dämlich. Denn es sind Produkte ihrer Zeit und eigentlich sollten Menschen schlau genug sein, eine Geschichte aus den 20ern, 30ern und so weiter nicht mit unseren heutigen Stäben zu messen. Klar, damals war das so. War es richtig? Nein. Sollte man es also streichen, um zu kaschieren, dass die Menschheit sich weiterentwickelt hat? Aber so was von NEIN! Ich verstehe ja, dass sie die Gesellschaft schämt, früher so rabiat gewesen zu sein. Es aber einfach mit Tippex zu übermalen und es "ungeschehen" machen ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit.

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