Sunderlands Bücherregal 1/2023

Das Leben ist turbulent im Moment, weswegen es mich freut, dass ich so viele Bücher habe, die ich lesen kann. Sie bieten eine gute Ablenkung gegen die Wirklichkeit (genauso wie das Schreiben). Und da ich letztes Jahr gerade einmal zwei Bücher lesen konnte, bin ich umso besser gestimmt, jetzt mal wieder über die Beendigung eines Romans berichten zu können. So wie in der letzten Ausgabe handelt es sich dabei um einen Krimi von Agatha Christie.


Autorin: Agatha Christie
Buchtitel: Die Morde des Herrn ABC
Originaltitel: The ABC Murders
Jahr der Veröffentlichung: 1936
Seitenanzahl: 268 Seiten
Kapitelanzahl: 35 Kapitel
Verlag: Hachette-Verlag
Serienangaben: 11. Teil der Hercule-Poirot-Reihe

Das letzte Buch, Tödlicher Irrtum, wurde meine Lektüre, da ich vorher das BBC-Special gesehen habe, welches mir sehr gefallen hat (ein Post über das Special selbst wird demnächst im Hauptblog erscheinen). Bei diesem Buch habe ich es anders gemacht. Denn obwohl ich die DVD zu dieser Adaption bereits besitze, habe ich sie noch nicht geschaut. Ich habe zuerst das Buch gelesen.

HANDLUNG:
Hercule Poirot bekommt merkwürdige Briefe zugeschickt. In diesen schreibt ein Unbekannter, der mit ABC unterzeichnet, dass er basierend auf dem Alphabet Morde begehen wird. Er führt auf, wann und wo sie stattfinden, um Poirot die Chance zu geben, sie zu verhindern. Als der erste Mord geschieht, findet man beim Opfer einen sogenannten ABC-Fahrplan für britische Zugverbindungen. Poirot und sein guter Freund Hastings ermitteln gemeinsam mit der Polizei nach dem Täter, denn er kann jederzeit wieder zuschlagen …

FAZIT:
Charaktere wie Poirot und Hastings sind eifrigen Christie-Lesern natürlich bekannt. In diesem Roman gab es dann doch so einige Fallbezogene Figuren, was den Überblick etwas schwierig machen kann. Jedoch sind in den meisten Fällen die Figuren weit genug voneinander abgehoben worden. Trotzdem waren einige Vorgänge, sagen wir, überlesenswert. Poirots Art hat mich zeitweise etwas verwirrt, denn man wusste nicht, ob er alles ernst nimmt oder nicht, ob er es als Spiel sieht, an dem er sich erfreut oder ob er am Rande der Verzweiflung steht, weil ein Mörder seine Taten verübt, während er hilflos zusehen muss. Diese Mischung aus Gefühlen scheint ihn selbst manchmal zu verwirren. Trotzdem kriegt er irgendwann die Kurve und beweist, wie gut seine kleinen grauen Zellen noch arbeiten. Hastings nebenbei, dessen Charakter besser durchschaubar ist, macht sich prima als Erzähler. Ein wenig erinnert das Konzept an Holmes und Watson.

Die Zusammensetzung des Plots hat mich von Anfang an interessiert, denn die Vorgehensweise des Mörders ist doch schon sehr ungewöhnlich und speziell. Die Sache mit den Buchstaben und den Fahrplänen war eine gut durchdachte Vorgehensweise, die Sache mit den Briefen noch eine zusätzliche Verschleierung der wahren Identität des Mörders. Auch spannend war der Zusammenschluss der Angehörigen der Opfer ab einem bestimmten Zeitpunkt. So etwas kommt selten vor, wie ich finde.

Der Stil ist wie eh und je, ich kann eigentlich gar nichts weiter dazu sagen. Wer ihre Bücher kennt, weiß, dass die Autorin ihre Hinweise in alle mögliche Exposition einbaut, um dem Leser eine Nadel im Heuhaufen zu präsentieren. Hier ist es ihr ebenfalls gelungen, die Wahrheit lange genug zu verschleiern. Auch, wenn ich dieser schon gut auf der Spur war - den wahren Täter hätte ich nicht direkt erraten. Das macht ja so einen Spaß am Genre. Mir hat auch sehr gut gefallen, wie Christie mithilfe gewisser Passagen in der dritten Person ein damals ungewöhnliches Stilmittel genutzt hat. Vor allem genutzt hat, um dem Leser noch mehr Hinweise für eigene Theorien zu geben. Zwar ist die Mischung verschiedener Personen als Erzähler heute sehr verbreitet, doch längst nicht immer so toll umgesetzt.

Mit den Hachette-Ausgaben ist das mit der Optik ja so eine Sache. Der Farbakzent ist rosa und auf dem kleinen Umschlagbild sind Zugschienen zu sehen. Diese sind natürlich in Referenz zu den Zugfahrplänen, die der Täter am Tatort hinterlässt. Eine andere weit verbreitete Version zeigt einfach nur den Titel mit ABC farblich hervorgehoben. Andere, die ich während der Bildersuche sah, waren ziemlich nichtssagend gestaltet - fast so, als hätten die Designer sich nicht mit dem Inhalt auseinandergesetzt. Somit sind die Schienen schonmal ein guter Plus-Punkt. Übrigens, findet ihr nicht auch, dass Agatha Christie eine rege Faszination für Züge besaß? (Unter anderem sieht man das in 16:50 ab Paddington, Mord im Orient-Express und wahrscheinlich auch, wenn man nach dem Titel geht, in Der blaue Express). Einen Klappentext gibt es ja nicht, außer höchstens im beigefügten Magazin, welches ich in diesem Fall aber nicht zur Rate gezogen habe.

Bewertung:
4/5 - Schreibstil
4/5 - Charaktere
5/5 - Handlung
4/5 - Optik
(17 von 20 Sternen)

Da meine Begeisterung für Agatha Christie im Moment auf einem ungekannten hoch ist, werde ich noch einen dritten in Folge aus dem Regal ziehen. Den habe ich mir ausgesucht, nachdem ich mehrere Adaptionen im Fernsehen von Romanen der Autorin gesehen habe. Aber dazu beim nächsten Mal mehr … denn zwischendrin werde ich endlich das Special anschauen, welches zu dem gedreht wurde und bin gespannt, welche Änderungen Sarah Phelps so vorgenommen hat. Eine eindeutige Analyse davon folgt dann auf meinem Hauptblog.

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