Sunderlands Bücherregal 2/2022

*Das persönliche Buch des Jahres 2022!*

Meine letzte Rezension stammt noch aus dem März. Und seitdem habe ich für mehrere Monate kein Buch in die Hand genommen. Das liegt daran, dass ich inzwischen meine Kurzgeschichten und andere Projekte als E-Books über Amazon anbiete - und meine gesamte Zeit in das Schreiben, die Formatierung, die Covergestaltung und generelle Schreibarbeit habe fließen lassen. Da ich aber irgendwann mal wieder einfach nur lesen wollte, habe ich in den letzten Wochen endlich mal wieder ein Buch vor mir gehabt (und das, obwohl mein aktuellstes Projekt bald veröffentlicht werden soll und es noch nicht wirklich fertig ist).


Autorin: Agatha Christie
Titel: Tödlicher Irrtum (oder Feuerprobe der Unschuld)
Originaltitel: Ordeal by Innocence
Jahr der Veröffentlichung: 1958
Seitenanzahl: 240 Seiten
Kapitelanzahl: 24 Kapitel
Verlag: Hachette Verlag
Serienangaben: Stand-Alone


Im August war ich für drei Wochen alleine zu Hause - denn meine Mutter war im Urlaub und ich hatte viel Ruhe. Mein Regal hatte noch einige DVDs zu bieten, die ich noch nicht angeschaut hatte und deshalb nahm ich mir etwas daraus vor. Leider hat meine Ma die Angewohnheit, mich beim Film schauen zu stören. Eine dieser DVDs war die BBC-Adaption von Ordeal by Innocence, an die ich einige große Erwartungen hatte (vielleicht sollte ich darüber auf meinem Hauptblog einen separaten Post schreiben, es gibt viel zu sagen). Kurzum: ich habe die drei Episoden gesehen und fand sie absolut fantastisch umgesetzt. Nur das Buch kannte ich noch gar nicht, obwohl es in meinem Besitz ist. Das musste ich ändern. Deswegen suchte ich es am Anfang des Monats aus dem Schrank.

HANDLUNG:
Dr. Arthur Calgary ist unterwegs zum Haus Sonneneck. Er hat einen Auftrag - er will die Unschuld eines jungen Mannes beweisen, der seine eigene Mutter erschlagen haben soll. Jedoch kommt Calgary dafür viel zu spät. Seine Umstände ließen ihn nicht früh genug von dem Verfahren wissen. Clark Jackson ist bereits tot und kann so seine Unschuld nicht wiedererlangen. Die restlichen Mitglieder der Familie Jackson sind erschüttert, als Calgary seine Geschichte erzählt. Es sollte doch alles vorbei sein. Das war es auch bisher. Aber jetzt, wo Clark nicht der Mörder seiner Mutter Rachel Jackson gewesen sein kann, stellt sich eine wichtige Frage: Wer war es dann? 

FAZIT:
Bevor ich zum eigentlichen Fazit kommen kann, muss ich eine wichtige Anmerkung machen - das BBC-Special, dessen Script von Sarah Phelps stammt (so wie alle anderen Scripts der Specials auch), hält sich nur zu ungefähr 50 % an seine Vorlage und macht vieles auf eigene Art. Um nun nicht in einen Vergleich zu fallen, hebe ich das für den Post über das Special selbst auf, der entweder im Dezember oder Januar auf meinem Haupt-Blog erscheinen wird.

Und auch noch wichtig zu erwähnen ist, dass für die deutsche Übersetzung einige Namen geändert wurden. In der Originalfassung der Geschichte trägt Clark den Namen Jack (oder Jacko, wie ich irgendwo aufgeschnappt habe) und die Familie selbst trägt den Namen Argyle/Argyll (beides gleich ausgesprochen, ich bin nur nicht sicher bei der Schreibweise).

Den Schreibstil brauche ich nicht wirklich werten, da sich Agatha Christie fast immer gleich liest. Lediglich durch variierende Übersetzer finden sich einige Feinheiten ein. Das Buch ließ sich sehr gut lesen, obwohl ich mich an einer Formulierung irgendwie gestört habe - etwas wieder aufrühren. Ich finde, das klingt irgendwie komisch. Und es gab mehrere Stellen, wo das Aufreißen alter Wunden so beschrieben wurde. Das mag der Zeit geschuldet sein, zu der die Übersetzung angefertigt wurde - und ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich aufgrund meines persönlichen Geschmacks habe.

Die Handlung an sich finde ich sehr interessant. Die Mutter wird erschlagen, das problematische Kind soll es gewesen sein. Der hat aber ein Alibi - welches sich viel zu spät meldet. Das setzt eine sehr interessante Dynamik frei, denn jetzt ist die Frage nach dem Täter wieder brandaktuell. Während der Geschichte wird die Haltung der verschiedenen Figuren wiedergegeben, das beinhaltet natürlich die Familie Jackson (Argyle), aber auch Dr. Calgary und die Ermittler der Polizei. Denn jeder kaut daran, wer sonst den Mord begangen haben kann, abgesehen von der offensichtlichsten Person, die sich ja als unschuldig herausgestellt hat.

Unter den Figuren gibt es gleich mehrere, die versuchen, den Fall zu lösen: Zuerst natürlich Dr. Arthur Calgary, der sich verantwortlich für Clarks Tod fühlt. Aber auch Phillip Durant, der mit der ältesten Tochter Mary verheiratet ist, macht sich daran, den wahren Täter aufzudecken. Und natürlich die Polizisten, die den Fall nach der Aussage von Calgary wieder aufrollen mussten. Die anderen Geschwister (Tina, Micky, Hester und Mary) stellen Mutmaßungen an, aber ermitteln nicht direkt selbst. Jeder stellt Fragen, aber am Ende bekommt nur einer die richtigen Antworten. Was die Dynamik zwischen den Figuren noch etwas farbiger gestaltet, ist der Umstand, dass alle fünf Kinder nur adoptiert sind, da Rachel Jackson keine Kinder bekommen konnte. Das wirft ein anderes Licht auf sie. Natürlich sind sie alle verdächtig - genau wie Vater Leo, Sekretärin Gwenda und das Hausmädchen/Masseurin Kirsten Lindstrom. Eine solche Vielfalt an Figuren imponiert mir, vor allem finde ich sie gut dargestellt.

Was die optische Vorstellung betrifft, konnte ich nicht anders, wie mich an den Bildern der BBC-Adaption festzuhalten. Deshalb kann ich nicht ganz so gut werten, außer bei Orten, die im Buch, aber nicht im Special vorkommen. Teilweise habe ich mich selbst angestrengt, da auch die Beschreibung etwas anderes verhieß als das Bildschirmformat. Zur Gestaltung des Covers kann ich nur sagen: Offizielle Sammlung Agatha Christie, Hachette Verlag. Somit war kein Klappentext da (außer vielleicht im Magazin zum Buch, und das habe ich nicht zur Hand gehabt) und auf dem Cover war ein quadratisches Bild eines Richterhammers. Dabei kam es ja nie wirklich zu einem Prozess. Andere Gestaltungen variieren Darstellungen einer Frauenleiche am Boden, zweifellos soll das Rachel Jackson sein. Diese finde ich nicht schlecht.


Bewertung:
4/5 - Schreibstil
4/5 - Charaktere
3/5 - Handlung
4/5 - Optik
(15 von 20 Sternen)



Es tat gut, mal wieder einen Christie zu lesen. Ich sollte viel öfter mal welche einstreuen. Zumal es noch zwei weitere Specials gibt, zu denen ich die Bücher nicht kenne - aber besitze. Jetzt kehre ich erstmal wieder zu meiner Arbeit an Santa Crimes 2 zurück. Denn meine Deadline ist ziemlich nah. Trotzdem weiß ich schon, welches Buch ich als Nächstes zur Hand nehme.

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