Sunderlands Bücherregal 1/2021

Nachdem die letzte Ausgabe jetzt schon eine Weil her ist, stelle ich heute endlich mal wieder ein Buch vor. Dass dies so lange gedauert hat, liegt daran, dass ich zwischendurch einige ältere Bücher ein zweites Mal gelesen habe. Einige davon waren von 2013 oder früher, sodass ich gar nichts mehr wusste. Auch sind seither zwei Binge-Writing-Monate ins Land gegangen, wobei speziell der letztere Nightmare Forrest sehr gutgetan hat. Dann hatte ich eine Leseblockade, die ich mit dem Kathy Reichs aus der letzten Ausgabe wieder abgeschwächt habe. Und jetzt im Januar habe ich schließlich endlich einen besseren Weg in das Buch gefunden.


Autorin: Chevy Stevens
Buchtitel: Ich beobachte dich
Original-Titel: Never let you go
Jahr der Veröffentlichung: 2017 (US), 2018 (DE)
Seitenanzahl: 475 Seiten
Kapitelanzahl: 47 Kapitel
Verlag: Fischer/Scherz-Verlag
Serienangaben: Stand Alone


Meine eigene Ausgabe
sieht so aus


Mittlerweile das sechste Buch von Chevy Stevens, einer der erfolgreichsten kanadischen Autorinnen, die es gibt. Inzwischen kaufe ich ihre Bücher natürlich bewusst. Aber oft wird dieser Impuls freigesetzt, wenn ich die deutsche Ausgabe dann wirklich irgendwo stehen sehe. Dann kaufe ich sie direkt. Zum Glück kann ich mir immer merken, welche Bücher ich schon habe, sonst hätte ich wohl schon einige doppelt. Dabei muss ich zugeben, dass dieser Roman jetzt bereits länger stand - und es mich wundert, dass noch kein neuer kam. Trotzdem habe ich mich gefreut, ihn zur Hand zu nehmen.

HANDLUNG:
Vor Jahren hat Lindsey Nash ihren gewalttätigen und kontrollsüchtigen Ehemann Andrew verlassen, als er ins Gefängnis musste. Zusammen mit ihrer Tochter hat sie sich ein neues Leben aufgebaut. Doch nun ist Andrew wieder auf freien Fuß und sie fürchtet, dass er sie suchen wird. Damit er da weitermachen kann, wo er aufgehört hat. Aus Angst will sie ihre Tochter Sophie von ihrem Vater fernhalten. Schließlich ist diese nun fast 18 und sie weiß nicht, ob er nicht auch bei ihr Hand anlegen würde …

FAZIT:
Der erste Gedanke, der mir beim Lesen der ersten Kapitel kam: Ich hasse Andrew. Die ganze Zeit über hatte ich eine gewisse Wut im Bauch beim Lesen. Jedes Mal, wenn er sie unfair und schlecht behandelt hat. Da zeigt sich bereits, wie gut Chevy Stevens Emotionen durch Figuren transportieren kann. Ich fühle auch die Angst von Protagonistin Lindsey sehr deutlich durch die Seiten sickern. Leider ist die Situation dieser Frau viel zu gut nachvollziehbar, da es solche Fälle auch im echten Leben oft genug gibt. Hier machte es mir aber zwischenzeitlich sehr zu schaffen, denn ich wollte dadurch eher weniger weiterlesen. Es hat mich selbst betroffen gemacht. Man fühlt sich regelrecht mit misshandelt.

eine weitere englische
Version des Covers, die
ich im Internet
gefunden habe
Ansonsten sind die Beziehungen zwischen den Figuren sehr gut ausgearbeitet worden. Man nimmt auch an ihnen einen gewissen Anteil, da sie die Geschichte auch gut vorantreiben. Dabei schafft die Autorin zum Glück viele sympathische Menschen als Gegenstück zum manipulativen Andrew. Neben Lindsey und ihrer Tochter sind dies auffallend viele männliche Charaktere (ihr Bruder, ihr Freund, ihr Trainer, der Freund der Tochter). Dies scheint auf jeden Fall wichtig für die weitere Entwicklung zu sein.

Der Plot selbst ist sehr spannend geschrieben worden. Der nicht zu starre Stil von Stevens und ihre Umschreibung der kanadischen Gegebenheiten lassen sich gut fließend lesen und zeigen für mich keine Anzeichen von Aufblähung der Story. Alles hat seine Relevanz und Berechtigung, was ich sehr zu schätzen weiß. Aufgeteilt in drei Teile ist der Plot am Anfang sehr aufwühlend (wie oben beschrieben). Im zweiten Teil überkommt man diese Aufgewühltheit dann und beginnt die Jagd nach möglichen Twists. Denn meiner Meinung nach erhält man kurz nach der Mitte des Romans einige Indikatoren dafür, dass die Sache nicht so einfach ist, wie sie scheint.

Das Original Hardcover
das Paperback hat
rote Schrift
Das Ende im dritten Teil der Story ist ein wirklich guter Höhepunkt. Es ist der Moment, in dem man erkennt, dass die Autorin einen zeitweise auf eine falsche Fährte geführt hat. Zwar habe ich das früher schon gemerkt, jedoch wusste ich trotzdem die Wahrheit nicht. Als diese dann herauskommt, ist es total unerwartet. Vor allem das Finale ist wahnsinnig packend geschrieben, was für mich die anfängliche Durststrecke mehr als wett macht. 

Ich finde die Covergestaltung sehr schön. Die im Deutschen erschienene Ausgabe aus dem Scherz-Verlag zeigt eine wunderschöne kanadische Berghütte an einem klarkalten See. Schöner kann man Kanada nicht anpreisen, oder? Auch bezieht sich das Bild auf einen Teil der Geschichte, was es noch besser macht. Die englische Ausgabe zeigt lediglich, wie ein männlicher Arm einen weiblichen Arm festhält, was sehr deutlich das Thema des Buches aufgreift. Natürlich könnte man der deutschen Ausgabe vorwerfen, dass ein schönes Cover alles ist. Aber da ich ja wie gesagt bei dieser Autorin bewusst zugreife, stört mich das herzlich wenig.


Bewertung:
4/5 - Schreibstil
5/5 - Charaktere
4/5 - Handlung
4/5 - Optik
(17 von 20 Sternen)


Zwar hat es lange gedauert, doch trotzdem war das Buch sehr schön, intensiv und aufregend. Dass ich zwischendurch nicht weiterkam, lag wohl einfach an mir. Ich hoffe sehr, das jetzt in 2021 mehr Bücher auf meinem Blog folgen. Vielleicht kann ich endlich mehr lesen, mich besser einlassen und abschalten. Auch sehr positiv: im August erscheint die englische Ausgabe von Chevy Stevens neuestem Buch mit dem Titel Dark Roads. Ich rechne also erst 2022 mit einer deutschen Ausgabe, bin aber trotzdem gespannt, was meine kanadische Lieblingsautorin dann wieder zu erzählen hat.

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