Sunderlands Bücherregal 4/2020

Falls ich es noch nicht angemerkt habe - in den letzten paar Jahren habe ich mich deutlich dem Medium Hörbuch genähert. Egal ob durch Spotify, das Leihen oder Kaufen von CDs … Der Anteil an Hörbüchern ist gestiegen. Und das finde ich gut. Zwischen den paar, die noch bei mir liegen (von denen wieder einige geliehen sind), habe ich mir nach der tollen Lektüre von Wenn ich tot bin dieses hier ausgesucht.


Autorin: JP Delaney
Buchtitel: Believe Me - Spiel dein Spiel. Ich spiel es besser.
Original-Titel: Believe Me
Jahr der Veröffentlichung: 2018
Sprecherin: Yvonne Greitzke
Inhalt/Dauer: 1 mp3-CD, ca. 8 Stunden (leicht gekürzte Lesung)
Verlag: Der Hörverlag
Serienangaben: Stand-Alone


Yvonne Greitzke
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich dieses Hörbuch auf der letzten Buchmesse gekauft habe, zu der ich gefahren bin. Zusammen mit Missing von Claire Douglas. Da hatte ich ja schon einen Glücksgriff bewiesen, weshalb ich sehr zuversichtlich war, dass auch das zweite Hörbuch bestimmt gut sein wird.

HANDLUNG:
Als Schauspielerin Claire Wright für eine Anwaltskanzlei untreue Männer überführt, versucht sie, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Ihre Heimat England musste sie verlassen, jetzt will sie in New York Fuß fassen. Doch sobald sie auf Patrick Vogler angesetzt wird, verändert sich alles: Noch nie zuvor war sie abgeblitzt. Kurz darauf wird seine Frau ermordet. Die Polizei will Claire als Lockvogel benutzen, um ihn zu überführen. Doch weiß die junge Frau wirklich, worauf sie sich da einlässt …?

Meine
Hörbuch-Ausgabe


FAZIT:
Also das war eine ziemlich komplexe Story, das muss ich sagen. Am Anfang war ich nicht wirklich sicher, wohin sich alles entwickelt, dann hatte ich das Gefühl es wäre eine ziemlich lineare Sache. Doch dann hat der Autor eine ganz unverhoffte Richtung eingeschlagen, mit der ich nicht gerechnet habe. Und immer wieder wiegt einen die Erzählung in einer merkwürdigen, trügerischen Sicherheit. Denn nicht nur die Hauptfigur fragt sich, ob alles echt ist, sondern auch der Leser/Zuhörer. Das Ende kommt dann doch irgendwie überraschend, aber auch etwas erschlagend.

Die Protagonistin Claire Wright ist eine interessante Figur. Sie ist mir nicht wirklich sympathisch, aber ich interessierte mich für ihre Geschichte. Andere Figuren treten irgendwie nur an der Seite auf (wie der Polizist und die Psychologin) und kommen für den Großteil des Buches ziemlich eindimensional daher. Auch der Gegenpart, Patrick Vogler, ist interessant gezeichnet worden. Seine Faszination für einen alten französischen Dichter nimmt einen größeren Teil des Plots ein und ist auch wichtig für die Beziehung zwischen den beiden Figuren.

eine weitere
Illustration



Die Stimme dieses Hörbuches kam mir natürlich sofort bekannt vor. Denn Yvonne Greitzke spricht unter anderen Anna in Die Eiskönigin. Ihre klare Art zu sprechen und ihr Talent, durch dezente Änderungen verschiedene Figuren zu differenzieren, hat mir sehr gut gefallen. Durch sie hatte ich Lust, immer weiter zu hören. Zum Glück habe ich es vermeiden können, mir Claire Wright als Anna vorstellen zu können, bei einigen Dingen, die im Buch gesagt wurden. Ihre Betonungen haben mir durchaus gefallen, weswegen ich mir vorstellen könnte, noch einmal ein Hörbuch zu hören, das Yvonne Greitzke liest. Vorausgesetzt, dass mich das Buch interessiert.

Stilistisch hat mich das Buch ebenfalls überrascht. Neben der herkömmlichen Schilderung der Ereignisse aus der Sicht von Claire, werden bestimmte Situationen wie Szenen erzählt. Als wäre es ein Drehbuch. Ort, Datum, Uhrzeit. Vor jedem Satz wird der Name gesagt, der ihn spricht. Zu Anfang hat mich das etwas verunsichert. Ich wusste nicht, ob es mir gefällt, habe mich dann aber daran gewöhnt und festgestellt, dass es irgendwie nett ist, einer solchen Szene zu folgen. Diese Umsetzung ist wohl dem Wunsch der Hauptfigur, Schauspielerin sein zu wollen, geschuldet.

JP Delaney
Das Cover ist mir aufgefallen, da es sich sehr düster präsentiert. Man sieht die Silhouette einer Frau vor einem Fenster, dahinter Hochhäuser (wahrscheinlich New York, denn dort spielt ja die Handlung). Hinter der Frau scheint ein Bett zu stehen, doch dieses wird vom Buchtitel bedeckt, der in großen roten Buchstaben deutlich hervorsticht. Der deutsche Untertitel klingt nicht schlecht und erweckt das Interesse eines Lesers. Er passt auch gut zur Story. Wie immer schon, sie haben den Titel nicht übersetzt, sondern auf Englisch gelassen. Wahrscheinlich klingt Glaube mir einfach nur wie eine weitere RTL-Sendung, die keiner braucht. Believe Me zeigt uns, das es in dieser Geschichte um Vertrauen und Misstrauen geht. Der Klappentext ist, wie ich finde, nicht in geringster Weise eine Vorbereitung auf den Inhalt. Er macht einen neugierig, aber was man kriegt, verbirgt er gekonnt.


Bewertung:
4/5 - Schreibstil
3/5 - Charaktere
4/5 - Handlung
4/5 - Optik
(15 von 20 Sternen)


Nachdem ich das Ganze nach dem Hören für gut 24 Stunden habe sacken lassen, möchte ich nur hinzufügen, wie sehr diese Geschichte einen fordert. Denn in einem Moment, in dem man am wenigsten damit rechnet, kommt alles anders. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es ein zweites Mal hören würde. Es kann sein, dass es dann seinen Reiz verliert. Die Suche nach der Wahrheit hat einen angetrieben. Am Ende kennt man sie. Und ist irgendwie verstört. Laut Biografie ist dies bereits Delaneys zweites Buch. Vielleicht sollte ich in das erste auch mal einen Blick werfen. Und ein drittes gibt es laut Verlagswebsite auch bereits …

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