Sunderlands Bücherregal 3/2020

Nachdem im März mal andere Bücher im Rampenlicht gestanden haben, kehre ich heute zurück zu den Romanen und Thrillern und wie sie alle heißen. Dabei greife ich heute zu einer Autorin, deren Bücher mich in der Vergangenheit gut gefesselt und unterhalten haben. Das heutige Buch aber ist eine Ausnahme, denn es gehört nicht zu ihrer Buchreihe.


Autorin: Karen Sander
Buchtitel: Wenn ich tot bin
Original-Titel: Wenn ich tot bin
Jahr der Veröffentlichung: 2019
Seitenanzahl: 282 Seiten
Kapitelanzahl: nicht angegeben
Verlag: Rowohlt-Verlag
Serienangaben: Stand-Alone


Stadler und Montario sind wohl im Urlaub. Deswegen hat sich Karen Sander mal hingesetzt und einen unabhängigen Thriller geschrieben. Da sie die einzige deutsche Autorin ist, deren Büchern ich innerhalb von wenigen Tagen verdauen kann, war ich direkt neugierig. Ok, ein bisschen enttäuscht auch, weil es nicht der nächste Band der Reihe war. Doch ich habe letztens noch gelesen, dass sie an diesem schon arbeitet. Also habe ich hier eine kleine Überbrückung.

Gestoßen bin ich auf das Buch ganz zufällig. Es stand einfach da herum und ich bin an dem Namen hängen geblieben. Natürlich habe ich es dann in die Hand genommen und mir die Handlung angeschaut. Nachdem ich festgestellt habe, dass es ein Stand-Alone ist, war ich so neugierig, dass ich es gekauft habe. Das war bereits letztes Jahr. Und jetzt sage ich euch, worum genau es geht:


HANDLUNG:
Madelin McFarland ist zurückgekehrt. Nur zehn Jahre zuvor war sie gekidnappt worden und konnte sich nun endlich befreien. Susan, ihre Mutter, kann ihr Glück kaum fassen. Doch einige Stunden später ist das Mädchen zum zweiten Mal unauffindbar - jedoch liegt Susans Mann schwer verletzt in der gemeinsamen Küche. Ihre zweite Tochter, Harper, ist verstört und spricht nicht mehr. Und während Kate Fincher von der Polizei Edinburgh nach der Vermissten sucht, flieht diese anscheinend unter dem Decknamen Amy in die Highlands …

FAZIT:
Zuerst war ich ob der Prämisse ein wenig skeptisch. Denn in den ersten Zügen erinnerte mich das Mädchen, das nach der Entführung wieder nach Hause kommt und etwas zu verbergen hat, an das Buch Good as Gone. Jedoch spielt Karen Sander das Ganze anders auf, sie lässt keinen Zweifel an der Identität der 19-jährigen. Dafür schafft sie einen Plot, getreu ihrer anderen Bücher, der sehr stark gefüllt ist und die volle Aufmerksamkeit des Lesers verlangt, um alle Nuancen aufzunehmen. Und macht eine vollkommen neue, faszinierende Geschichte aus diesem angeblich so ausgelutschten Plot-Muster.

Sanders Figuren sind sehr gut gelungen. Zwar hatte ich Momente, wo ich mir dachte, dass zum Beispiel die Schwärmerei der Polizistin für ihren Chef ein wenig daneben ist. Aber das verfliegt schnell. Alle Charaktere lassen sich gut voneinander unterscheiden und wirken logisch handelnd. Man kann die Emotionen der einzelnen Leute gut greifen. Das Buch wird aus der Sicht dreier Figuren geschildert - Susan, Madelins Mutter; Kate, der Polizistin; und Amy; die sich auf der Flucht befindet. Ihre Stimmen werfen von genug Seiten einen Blick auf die Geschichte, um sie reich und gut erlebbar zu machen. Die Spannung ist ansteckend, sodass man gut dranbleibt.

Ausnahmsweise hat sich Sander diesmal einen anderen Handlungsort gesucht - die schottischen Highlands. Sonst spielen ihre Bücher aus der Stadler & Montario-Reihe in und um Düsseldorf. Diese Abwechslung fand ich sehr gut. Vor allem, da ich gerne Geschichten über Großbritannien lese. Zuerst war der Zugang etwas schwer, ich konnte mich nicht richtig an den Ort versetzen. Doch irgendwann hat es geklappt und ich konnte mir die Berge, Seen und grasigen Flächen vorstellen, die einsamen gewundenen Straßen und die kleinen Örtchen mit ihren Cottages und Pubs. Ein schönes Bild von dieser Kulisse, die ich selbst leider noch nie besuchen konnte.

Ich hatte ungefähr in der Mitte des Buches einige Zeit eine Lesepause. Und zwischendurch habe ich mir über die gesamte Struktur dieser Geschichte so meine Gedanken gemacht. Denn ich fand, dass uns Sander zu früh zu viel verrät. Es scheint alles so einfach und offensichtlich. Da mich sowas generell stutzig macht (vor allem, wenn ich weiß, wie die Autorin sonst arbeitet), habe ich überlegt, was noch passieren kann, was den Leser überraschen wird. Nach Ende dieser Überlegungen habe ich weitergelesen. Und was soll ich sagen: Die Twists in diesem Buch sind sehr gut, doch bei jedem hatte ich vorher eine gewisse Ahnung. Somit hat Sander es absichtlich einfach aussehen lassen, um uns alle zu schockieren. Gerade deswegen ist dieser Psychothriller ein guter, weil man alles logisch erschließen kann.

Wie immer hat der Rowohlt-Verlag ein sehr schönes Cover für das Buch gewählt. Das Auge schaut einen sehr auffordernd an, wenn es da steht und einen dazu überredet, das Buch in die Hand zu nehmen. Zwar ist das etwas vom Glück abhängig - manchmal sieht man ja nur den Buchrücken - aber hier starrte mir das Auge entgegen und hat mich dazu gebracht, den Buchtitel und Namen der Autorin zu betrachten. Und die haben mich wiederum dazu gebracht, es aufzunehmen, und den Klappentext zu lesen. Dieser sprach mich an, auch wenn ich da schon die Good as Gone-Vibes hatte. Kleine Anmerkung: Auf dem Cover steht zwar Thriller, aber im inneren Psychothriller … Ok, interessant.


Bewertung:
5/5 - Schreibstil
5/5 - Charaktere
4/5 - Handlung
5/5 - Optik
(19 von 20 Sternen)


Definitiv einer der besseren, stark Twist-haltigen Thriller, die draußen existieren. Mit logischem Denken lösbar - durch seine Figuren und ihre Emotionen aber doch spannend und nahbar. Obendrein mit einem guten, zufriedenstellenden Ende. Ein gutes Buch, das ich beim nächsten Treff des Bücherclubs, in dem ich bin, rückhaltlos empfehlen kann. Jetzt hoffe ich natürlich auch auf die baldige Fortsetzung ihrer Reihe - auf ihrer Website war es glaube ich, wo ich gelesen habe, dass sie am fünften Band bereits schreibt. Ich kann es kaum erwarten. Und gerade habe ich bei Rowohlt gelesen, das das Buch tatsächlich bald rauskommt! Notiert euch den 16.06.2020 - da erscheint nämlich Hüte dich vorm bösen Wolf

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