Sunderlands Bücherregal 8/2019

Was, schon wieder ein Hörbuch? Ja, schon wieder ein Hörbuch. Sie gehen verhältnismäßig schnell und man kann nebenbei andere Dinge tun. Während einigen Teilen dieses Hörbuches habe ich zum Beispiel an Revenge Manor in Minecraft gearbeitet. Zuerst dachte ich auch gar nicht, dass ich es überhaupt anhören würde …


Autor: Moritz Matthies
Buchtitel: Ausgefressen
Original-Titel: Ausgefressen
Jahr der Veröffentlichung:
Sprecher: Christoph Maria Herbst
Inhalt/ Dauer: 4 Audio-CDs,
Verlag: Argon Audio-Verlag
Serienangabe: 1. Teil der Ray-&-Rufus-Reihe


Durch den Buch-Club, von dem ich in der Rezension zu Zähl nicht die Stunden bereits erzählt hatte, komme ich immer mal wieder an geliehene Hörbücher. Das ist sehr praktisch für mich - denn so begegnet man auch mal Büchern aus anderen Genres und von bisher nicht gelesenen Autoren. Es kam dazu, dass ich das Hörbuch zu Ausgefressen geliehen bekam, da es sehr lustig ist. Irgendwie hatte ich aber zuerst gar keine Lust, es zu hören - warum, weiß ich nicht. Doch als ich dann etwas brauchte, um die Stille im Raum zu füllen, griff ich einfach danach. Zum Glück.

HANDLUNG:
Ray hat einen Traum - er will Privatdetektiv sein. Dabei sollte man erwähnen, dass Ray ein Erdmännchen ist, der mit seiner Herde in einem Gehege des Berliner Zoos lebt und eigentlich nichts weiter zu tun hat, als ab und zu mal aus dem Loch zu schauen und niedlich zu sein. Eines Tages aber tritt ein Privatdetektiv, und zwar ein echter, an ihn heran und bittet ihn um die Hilfe bei einem Fall. Damit beginnt für Ray sein erster richtig großer Fall...

Der Mann mit den 100 Stimmen
FAZIT:
Dieses Hörbuch ist ein echter Brüller! Von vorne bis hinten ein gelungenes Werk aus einer, wie ich finde, viel zu unterschätzten Sparte - einer Mischung aus Komik und Krimi in einem ganz bestimmten Verhältnis. Die Figurenvielfalt ist genau das richtige Mittel für diese Geschichte. So wird die Idee vom geschäftigen Zoo mit seinen vielen Tieren erst richtig rund. Auch die Persönlichkeiten, die der Autor wohl auch den verschiedenen Arten zugrunde gelegt hat, passen super zusammen. Und die meisten Tiere sind quasi nur Nebendarsteller, die sich aber trotzdem nicht so anfühlen. Mir scheint, als würde die ein oder andere Figur in den folgenden Bänden noch beleuchtet.

Die Idee zum Plot war für mich erst etwas albern. Etwas, was nur ein deutscher Autor hätte schreiben können. Und das ist auch der Grund, warum genau das funktioniert. Die Geschichte verliert so gut wie nie ihr eigentliches Ziel aus den Augen, obwohl sie sich Ausflüge auf gewisse Nebenhandlungen erlaubt. Dem Leser/Hörer ist trotzdem immer bewusst, wonach eigentlich gesucht wird. Dass dabei sogar der Fall an sich spannend ist und zum Mitgrübeln anregt, ist das Sahnehäubchen hier.

Während des Hörens habe ich oft gedacht, dass dieses Buchkonzept ein wenig ist wie die Serie die Pinguine aus Madagaskar. Da ich diese zufällig gerne geschaut habe (auch, wenn man als Erwachsener ja eigentlich andere Dinge zu tun hat), kam mir das sehr entgegen. Ich finde, es gibt viel zu wenige solcher Geschichten. Obwohl, nein, jetzt gibt es genau richtig viele Geschichten über Zoo-Tiere, die sich ihren Alltag ein bisschen spannender gestalten. Im hinteren Teil der Geschichte musste ich bei einigen Passagen an den Film Pets denken.

So eine Ausgabe würde
ich auch nehmen
Laut Recherchen soll über den Autor nicht viel bekannt sein. Dafür ist mir die Lesestimme des Hörbuches natürlich ein Begriff. Zwar bin ich kein Stromberg-Fan (wirklich nicht), aber wie Herbst die Figuren interpretiert, macht die Geschichte erst richtig gut. Oft zweifle ich, dass man mit einer simplen Printausgabe wirklich Spaß haben kann. Nein, diese Story wurde speziell für das Medium Hörbuch geschaffen. So scheint es. Denn Herbst hat für jede Figur eine Stimme, einen Dialekt, einfach genau das, was die Figur hörenswert macht. Das Berlinerisch erinnerte mich teilweise an Mario Barth. Und auch situationsbezogene Dinge, wie die Kurzatmigkeit und die erstickte Stimme beim fast zerquetscht werden zum Beispiel, machen das Buch zu einem super Hörspiel. Zwar nicht für ganz junge Kinder, da es teilweise doch ein bisschen anzüglich sein kann, aber für Jugendliche und darüber bestimmt.

Die Gestaltung des Hörbuches mit den drei Erdmännchen auf dem Cover trifft das Ganze natürlich ins Schwarze. Im Internet bin ich sogar auf eine andere Version der Buchausgabe gestoßen, auf der die Titelfiguren eher als Comic-Erdmännchen gezeigt wurden, was ich auch ganz witzig finde. Für das Hörbuch (und wahrscheinlich die weiteren Auflagen des Buches) wurden echte Erdmännchen benutzt, die seeehr große Augen haben. Wahrscheinlich, um die Spuren nicht zu verpassen.


Bewertung:
4/5 - Schreibstil
5/5 - Charaktere
4/5 - Handlung
5/5 - Optik
(18 von 20 Sternen)


Schön, sehr schön. Ich werde wohl im nächsten Jahr Ausschau nach den anderen Hörbüchern der Reihe halten. Denn ich bin, wo oben erwähnt, davon überzeugt, dass diese Stories vor allem von der Stimme von Christoph Maria Herbst leben. Und da mir die Figuren sogar echt sympathisch sind und ich einfach hoffe, dass es genauso lustig, spannend und cool weitergeht, werde ich dranbleiben. Da fällt mir ein, dass ich mal jemanden kannte, der voll auf Erdmännchen stand. Im Zoo ist er immer sofort zum Erdmännchen-Gehege und wollte den ganzen Tag dableiben.

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