Au Mann, das war hart. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich während der Lesung immer mal wieder einige Sätze zu dieser Rezension hinzugefügt. Weil ich wusste genau, dass ich im Nachhinein so sprachlos sein würde, dass ich einfach nichts zu sagen vermag. Deswegen verzeiht, wenn es sich etwas zerrissen liest.
Inzwischen lasse ich mir nur noch selten Bücher schenken - und zwar die, die ich haben möchte. Doch hier wurde mir ein Buch empfohlen und geschenkt. Von meiner Lieblingskollegin. Da sie sich aber eher mit meinem Geschmack beschäftigt, war ich von Anfang an neugierig, was sie denn da für mich ausgesucht hat. Ihrer Meinung nach passt dieses Buch zu mir. Hier ist das Ergebnis …
HANDLUNG:
Hans, der in Deutschland aufgewachsen ist, wird von seiner Tante Alex nach Cambridge geholt. Dort soll er im sogenannten Pitt Club einem Verbrechen auf die Spur gehen. Dabei sollen ihm seine Erfahrungen als Boxer die Türen in diesen Club öffnen, der von außen so unantastbar scheint …
FAZIT:
Am Anfang dieses Romans war ich bereit, vollkommen unvoreingenommen und habe versucht, mich auf den Inhalt einzulassen. Jedoch schien es mir von Anfang an schwierig, einen Zugang zu dieser Story zu bekommen. Die Figuren scheinen zuerst klar dargestellt. Bis man sich fragt, wie alt der Protagonist ist. Der Schreibstil macht das nicht wirklich klar. Auch kommen, je weiter man mit der Lektüre voranschreitet, immer mehr Figuren, die kurze Abschnitte der Geschichte beisteuern.
Neben Hans und Alex kommen noch weitere Figuren vor, die eine tragende Rolle in der Geschichte spielen. Der Umgang untereinander wirkt oft sehr verkrampft und man hatte das Gefühl, dieser Dialog führt einfach zu nichts. Mit verschiedenen Stilen wollte der Autor dem Ganzen mehr Abstand zueinander geben, was aber kaum funktioniert hat. Auch heben die Figuren gewisse Dinge hervor, die mich als Leser entweder verärgern oder komplett kaltlassen. Dazu gehören manche Passagen wie Josh Levans Ansicht über Dinge, die schwul sind. Vielleicht soll er als Arschloch rüberkommen, wenn er solche Dinge sagt. Aber für mich klingt das nach dummen Klischees.
Der vom Autor gewählte Plot ist eigentlich auch nicht schlecht durchdacht, jedoch finde ich die Umsetzung teilweise einfach nicht ansprechend. Zum Beispiel habe ich oft das Gefühl gehabt, dass die kurzen wichtigen Passagen von viel zu vielen unwichtigen Passagen ummantelt waren. Das war wohl ein Versuch der Charaktertiefe, allerdings habe ich nur ein Gefühl sehr gut vermittelt bekommen - Hans will das, was er tut, gar nicht tun. Und das ist es. Meiner Meinung nach schafft es der Protagonist einfach nicht, eine Maske des Interesses aufzubauen und den anderen zu zeigen, dass er wirklich ein Teil dieses Clubs sein will. Teilweise ging mir dieser innere Widerwille im Monolog ganz schön auf den Zeiger.
Der Aufbau vernichtet die gute Idee durch das einfache Ignorieren für spannendes Inszenieren. Am Anfang wollte keiner Hans verraten, um was für ein Verbrechen es sich eigentlich handelt. Das störte mich extrem, da ich es als ungerechtfertigt empfand. Später, als ich dann begriff, worum es genau geht, kam mir die Auflösung dieses Umstands ganz sang- und klanglos daher. Viel zu nebenbei, um den Leser zu schockieren oder emotional zu erreichen.
Noch nicht einmal der Handlungsort macht das Ganze für mich besser. Und wenn die Geschichte noch so sehr in England spielt. Ich fühle es einfach nicht. Wie man es von einem deutschen Autor erwartet, der über England schreibt. Die Geschichte hätte genauso gut in Indien stattfinden können, durch den Fokus auf zu viele Kleinigkeiten geht das völlig unter. Ein weiterer Punkt ist der Schreibstil, der teilweise sehr hastig und wenig durchdacht rüberkommt. Als hätte man die ganze Story einfach runtertippt, Rechtschreibprüfung, Layout, raus mit dem Ding. So, finde ich, schreibt man kein Buch. Meiner persönlichen Meinung nach hätte die Geschichte davon profitiert, wenn man sie anders angegangen wäre.
Zwischendurch ist der Autor so merkwürdig, geradezu vulgär - aber auf eine Weise, die noch nicht einmal mehr Spaß macht. Bei einer Stelle zum Beispiel erzählt ein gewisser Billy der Hauptfigur etwas über Josh, dass er in einem Restaurant seinen Schwanz (!) auf eine Torte gelegt hat und dann sagte, er wolle zahlen. Nachdem Hans mit einem einfachen Oh reagiert, erhalten wir von Billy noch die Info, dass Josh einen riesigen Schwanz haben soll. Wozu muss ich das wissen?! No Dick-shaming intended, aber das scheint mir nicht wirklich etwas, das der Leser unbedingt wissen muss.
Was auch immer diese ganzen anderen Leute in diesem Buch gesehen haben, ich kann es nicht. Ich kann nicht sehen, was an diesem Buch so groß ist - es gibt Stellen in diesem Roman, die sind so random, dass ich gar nicht weiß, was ich mit den Informationen aus diesen Stellen anfangen soll. Man hat nicht das Gefühl man liest eine zusammenhängende Geschichte, sondern einen zusammengestückeltes irgendwas und das hat mich beim Lesen extrem gestört.
Lobenswert finde ich trotz alledem die Covergestaltung. Das Erstcover mit den Streifen wurde in der Taschenbuchausgabe erneut aufgenommen und der Schmetterling passt vor allem thematisch dazu. Es gibt sogar eine englische Ausgabe der Geschichte, für die der Autor selbst sogar posiert hat, wie man auf dem nebenstehenden Bild gut erkennen kann. Man merkt also doch, wie wichtig es ihm war, diese Geschichte zu erzählen. Leider kam sie bei mir einfach nicht richtig an. Durch ein Interview mit dem Autor, das ich gelesen habe, habe ich zusätzlich einen Eindruck von seiner Persönlichkeit gewinnen können. Er hat viele Dinge selbst erlebt, wie man seiner Biografie ganz hinten im Buch entnimmt. Und auch, wenn die Story fiktiv ist, hat er vielleicht mit Absicht so zurückhaltend diesen Roman geschrieben. Weil er fürchtet, die Leute in Cambridge könnten ihm das übel nehmen. Das gibt ganz andere Gesichtspunkte für das Buch - wäre es etwas anders geschrieben, hätte es vielleicht sogar mir gefallen.
Eine große Frage zum Schluss: was macht ein Buch zu einem Bestseller? Warum sind gerade Bestseller lesenswert? Ok, das sind zwei Fragen. Aber sie sind berechtigt. Oft frage ich mich, wie ein Buch zu dem Status Bestseller kommt. Und warum dieser automatisch bedeutet, dass man das Buch gelesen haben muss. Denn anscheinend gibt es auch Bestseller, die nicht davor gefeit sind, nicht zu gefallen. Am Ende kommt es einfach auf die persönlich Meinung jedes einzelnen an. Und meiner Meinung nach hätte ich dieses Buch nicht gebraucht. Es hat mir nichts gegeben.
Autor: Takis Würger
Buchtitel: Der Club
Original-Titel: Der Club
Jahr der Veröffentlichung: 2018
Seitenanzahl: 240 Seiten
Kapitelanzahl: nicht angegeben
Verlag: Kein und Aber Pocket
Serienangaben: Stand-Alone-Roman
Inzwischen lasse ich mir nur noch selten Bücher schenken - und zwar die, die ich haben möchte. Doch hier wurde mir ein Buch empfohlen und geschenkt. Von meiner Lieblingskollegin. Da sie sich aber eher mit meinem Geschmack beschäftigt, war ich von Anfang an neugierig, was sie denn da für mich ausgesucht hat. Ihrer Meinung nach passt dieses Buch zu mir. Hier ist das Ergebnis …HANDLUNG:
Hans, der in Deutschland aufgewachsen ist, wird von seiner Tante Alex nach Cambridge geholt. Dort soll er im sogenannten Pitt Club einem Verbrechen auf die Spur gehen. Dabei sollen ihm seine Erfahrungen als Boxer die Türen in diesen Club öffnen, der von außen so unantastbar scheint …
FAZIT:
Am Anfang dieses Romans war ich bereit, vollkommen unvoreingenommen und habe versucht, mich auf den Inhalt einzulassen. Jedoch schien es mir von Anfang an schwierig, einen Zugang zu dieser Story zu bekommen. Die Figuren scheinen zuerst klar dargestellt. Bis man sich fragt, wie alt der Protagonist ist. Der Schreibstil macht das nicht wirklich klar. Auch kommen, je weiter man mit der Lektüre voranschreitet, immer mehr Figuren, die kurze Abschnitte der Geschichte beisteuern.
Neben Hans und Alex kommen noch weitere Figuren vor, die eine tragende Rolle in der Geschichte spielen. Der Umgang untereinander wirkt oft sehr verkrampft und man hatte das Gefühl, dieser Dialog führt einfach zu nichts. Mit verschiedenen Stilen wollte der Autor dem Ganzen mehr Abstand zueinander geben, was aber kaum funktioniert hat. Auch heben die Figuren gewisse Dinge hervor, die mich als Leser entweder verärgern oder komplett kaltlassen. Dazu gehören manche Passagen wie Josh Levans Ansicht über Dinge, die schwul sind. Vielleicht soll er als Arschloch rüberkommen, wenn er solche Dinge sagt. Aber für mich klingt das nach dummen Klischees.
Der vom Autor gewählte Plot ist eigentlich auch nicht schlecht durchdacht, jedoch finde ich die Umsetzung teilweise einfach nicht ansprechend. Zum Beispiel habe ich oft das Gefühl gehabt, dass die kurzen wichtigen Passagen von viel zu vielen unwichtigen Passagen ummantelt waren. Das war wohl ein Versuch der Charaktertiefe, allerdings habe ich nur ein Gefühl sehr gut vermittelt bekommen - Hans will das, was er tut, gar nicht tun. Und das ist es. Meiner Meinung nach schafft es der Protagonist einfach nicht, eine Maske des Interesses aufzubauen und den anderen zu zeigen, dass er wirklich ein Teil dieses Clubs sein will. Teilweise ging mir dieser innere Widerwille im Monolog ganz schön auf den Zeiger.
Der Aufbau vernichtet die gute Idee durch das einfache Ignorieren für spannendes Inszenieren. Am Anfang wollte keiner Hans verraten, um was für ein Verbrechen es sich eigentlich handelt. Das störte mich extrem, da ich es als ungerechtfertigt empfand. Später, als ich dann begriff, worum es genau geht, kam mir die Auflösung dieses Umstands ganz sang- und klanglos daher. Viel zu nebenbei, um den Leser zu schockieren oder emotional zu erreichen.
Noch nicht einmal der Handlungsort macht das Ganze für mich besser. Und wenn die Geschichte noch so sehr in England spielt. Ich fühle es einfach nicht. Wie man es von einem deutschen Autor erwartet, der über England schreibt. Die Geschichte hätte genauso gut in Indien stattfinden können, durch den Fokus auf zu viele Kleinigkeiten geht das völlig unter. Ein weiterer Punkt ist der Schreibstil, der teilweise sehr hastig und wenig durchdacht rüberkommt. Als hätte man die ganze Story einfach runtertippt, Rechtschreibprüfung, Layout, raus mit dem Ding. So, finde ich, schreibt man kein Buch. Meiner persönlichen Meinung nach hätte die Geschichte davon profitiert, wenn man sie anders angegangen wäre.
Zwischendurch ist der Autor so merkwürdig, geradezu vulgär - aber auf eine Weise, die noch nicht einmal mehr Spaß macht. Bei einer Stelle zum Beispiel erzählt ein gewisser Billy der Hauptfigur etwas über Josh, dass er in einem Restaurant seinen Schwanz (!) auf eine Torte gelegt hat und dann sagte, er wolle zahlen. Nachdem Hans mit einem einfachen Oh reagiert, erhalten wir von Billy noch die Info, dass Josh einen riesigen Schwanz haben soll. Wozu muss ich das wissen?! No Dick-shaming intended, aber das scheint mir nicht wirklich etwas, das der Leser unbedingt wissen muss.
Was auch immer diese ganzen anderen Leute in diesem Buch gesehen haben, ich kann es nicht. Ich kann nicht sehen, was an diesem Buch so groß ist - es gibt Stellen in diesem Roman, die sind so random, dass ich gar nicht weiß, was ich mit den Informationen aus diesen Stellen anfangen soll. Man hat nicht das Gefühl man liest eine zusammenhängende Geschichte, sondern einen zusammengestückeltes irgendwas und das hat mich beim Lesen extrem gestört.
Lobenswert finde ich trotz alledem die Covergestaltung. Das Erstcover mit den Streifen wurde in der Taschenbuchausgabe erneut aufgenommen und der Schmetterling passt vor allem thematisch dazu. Es gibt sogar eine englische Ausgabe der Geschichte, für die der Autor selbst sogar posiert hat, wie man auf dem nebenstehenden Bild gut erkennen kann. Man merkt also doch, wie wichtig es ihm war, diese Geschichte zu erzählen. Leider kam sie bei mir einfach nicht richtig an. Durch ein Interview mit dem Autor, das ich gelesen habe, habe ich zusätzlich einen Eindruck von seiner Persönlichkeit gewinnen können. Er hat viele Dinge selbst erlebt, wie man seiner Biografie ganz hinten im Buch entnimmt. Und auch, wenn die Story fiktiv ist, hat er vielleicht mit Absicht so zurückhaltend diesen Roman geschrieben. Weil er fürchtet, die Leute in Cambridge könnten ihm das übel nehmen. Das gibt ganz andere Gesichtspunkte für das Buch - wäre es etwas anders geschrieben, hätte es vielleicht sogar mir gefallen.
Bewertung:
2/5 - Schreibstil
2/5 - Charaktere
2/5 - Handlung
4/5 - Optik
(10 von 20 Sternen)
Eine große Frage zum Schluss: was macht ein Buch zu einem Bestseller? Warum sind gerade Bestseller lesenswert? Ok, das sind zwei Fragen. Aber sie sind berechtigt. Oft frage ich mich, wie ein Buch zu dem Status Bestseller kommt. Und warum dieser automatisch bedeutet, dass man das Buch gelesen haben muss. Denn anscheinend gibt es auch Bestseller, die nicht davor gefeit sind, nicht zu gefallen. Am Ende kommt es einfach auf die persönlich Meinung jedes einzelnen an. Und meiner Meinung nach hätte ich dieses Buch nicht gebraucht. Es hat mir nichts gegeben.



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