Sunderlands Bücherregal 2/2019

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*Das persönliche Buch des Jahres 2019!*

An diesem Buch habe ich sehr lange gesessen (für meine Verhältnisse). Das liegt daran, dass ich durch meine Arbeit und während meines Urlaubs einfach keine Lust zum Lesen hatte. Dabei habe ich mich so sehr darauf gefreut, es endlich zu lesen. Als es dann endlich ging, habe ich festgestellt, was ich beinahe alles verpasst hätte.

Autorin: Sarah Pinborough
Buchtitel: Sie weiß von dir
Original-Titel: Behind her eyes
Jahr der Veröffentlichung: 2016
Seitenanzahl: 445 Seiten
Kapitelanzahl: 58 Kapitel
Verlag: Rowohlt-Verlag
Serienangaben: Stand-Alone-Roman

Das Cover der
englischen Ausgabe

Gestoßen bin ich auf das Buch eigentlich schon vor gut 2 Jahren. Ich war bei den Recherchen zu einer Buchmesse (zu der ich dann aber, glaube ich, nicht gefahren bin, weil meinem Kumpel, mit dem ich immer fahre, was dazwischen gekommen ist). Cover und Klappentext waren irgendwie gut, also landete das Buch auf meiner Liste. Schließlich hat es aber ziemlich lange gedauert, bis ich es überhaupt im Buchladen meines Vertrauens bestellt und gekauft habe. Zum Jahreswechsel habe ich es dann angefangen, jedoch wollte ich erst so gar nicht warm werden. Vor drei Wochen hat sich das dann geändert - da war die Leselust zurück - und ich habe es verschlungen.

HANDLUNG:
Louise hat ein nicht gerade einfaches Liebesleben: Erst findet sie den Mann in der Bar ganz nett - doch dann findet sie heraus, dass er bereits verheiratet ist. Das wäre nicht so schlimm, wäre David nicht ihr neuer Boss. Zu allem Überfluss lernt sie auch zufällig seine Frau Adele kennen und freundet sich mit ihr an. Was sie nicht weiß, ist, was Adele wirklich vorhat. Denn diese hegt einen verhängnisvollen Plan …

FAZIT:
Ich persönlich finde den Anfang irgendwie langsam. Er wirkt auf mich ein bisschen zu sehr wie Beziehungskiste und Co und hat mich etwas gelangweilt. Klar hat die Autorin so versucht, ihre Figuren zu etablieren, aber trotzdem fand ich es sachte. Das ändert sich in dem Moment, wenn Adele und Louise aufeinander treffen. Von da an nimmt die Story richtig an Fahrt auf und man verfolgt die Zusammenhänge ganz genau. Während sich die Figuren alle in bestimmte Richtungen entwickeln, keimt endlich Spannung und Neugier beim Leser auf und man kann sich richtig auf die Geschichte einlassen.

Auch die Charaktere haben mir am Anfang wenig Sinn gemacht. Erst im Laufe des Buches versteht man ihre Beweggründe und Handlungen besser. Adele wird dabei immer als hübsch und zerbrechlich beschrieben. Das geht so weit, ich stelle sie mir so vor wie eine optische Mischung aus der Sängerin Adele und der Autorin Paula Hawkins (Das Bild, was ich meine ist in der Autoren-Galerie zu sehen). Sie ist auch die Einzige, die ich mir wirklich bildlich vorstellen kann. Vielleicht, weil ich sie als die Hauptfigur der Story sehe. Diese soll zwar eigentlich Louise sein, die sich als alleinerziehende Mutter mit den Höhen und Tiefen des Lebens auseinandersetzt (oft mit einem oder mehreren Gläsern Wein), allerdings war Adeles Hintergrundgeschichte viel interessanter. Louise hingegen findet auf einer sehr persönlichen Ebene statt, man hofft, dass es für sie auch mal was Gutes gibt.

Das Buch ist in verschiedene Perspektiven geteilt. Eine wird von Louise, die andere von Adele erzählt. Diese beiden sind die Gegenwart, das jetzt. Die dritte Seite ist schlicht "damals" betitelt und wird von einem Erzähler berichtet, obwohl es hier auch um Adele geht. Zuerst fand ich das etwas problematisch, da ich fürchtete, das Buch wäre so schwerer zu verstehen. Nachdem ich aber endlich im Lesefluss drin war, hat es mich gar nicht mehr gestört. Die einzelnen Informationen sind gut verknüpft worden, sodass man ab und zu einen Aha-Effekt hat. Und durch das Springen erwartet man mit Spannung die Fortsetzung der Handlung, die man im vorherigen Kapitel verlassen hat. Und das tut sie auch, es gibt keine Überschneidungen.

Autorin Sarah Pinborough
Mich hat vor allem der Klappentext richtig abgeholt, denn die Prämisse des Romans schien mir sehr gut durchdacht zu sein. Auch das vom Rowohlt-Verlag gewählte Cover macht was her. Lediglich die Titel im deutschen und englischen passen nicht so ganz zusammen, obwohl man auch einen Zusammenhang bilden könnte zwischen dem einen und dem anderen. Obwohl es als simpler Thriller bezeichnet wird, finde ich, dass alle Voraussetzungen für den Begriff Psychothriller erfüllt sind und das Buch diesen auch verdient hätte. Die Tagline auf der Rückseite, dass man dieses Ende niemandem verraten solle, war schließlich der Grund zu sagen - das will ich lesen.

Apropos Ende. Dieses war wirklich ein Hammer. Auf einer sehr psychologischen Ebene. Ohne hoffentlich zu viel zu verraten, hat das Buch eine eher übernatürliche Komponente, was es in normalen Thrillern eigentlich nicht gibt. Ich habe, bevor ich es fertig gelesen hatte, schon mal einige Rezensionen auf Amazon oder Krimi Couch gelesen, wo man gespaltener Meinung war, ob dieses Element wirklich Sinn macht. Meiner Meinung nach: JA! Denn obwohl das Beschriebene wohl nicht wirklich passieren kann, da es schlicht Fiktion ist, finde ich, dass diese Fiktion rein Handlungstechnisch sehr schlüssig ist. Ich persönlich habe beim Lesen der letzten Kapitel bereits geahnt, wie das verhängnisvolle Ende wohl aussehen könnte. Und dann, ganz am Ende, haut Pinborough einem einen richtig fetten Plot-Twist direkt in die Fresse. Dieser haut einen so runter, ich war nach dem Lesen schockiert und beunruhigt. Und begeistert. SO ein Buch habe ich glaube ich noch nie gelesen.


5/5 - Schreibstil
4/5 - Charaktere
5/5 - Handlung
5/5 - Optik
(19 von 20 Sternen)

Damit hat sich Sarah Pinborough aus meinen Augen ein großes Lob verdient. Es gibt noch mehrere Bücher von ihr, wie man auf der oben verlinkten Seite sehen kann. Ein weiteres ist Mitten ins Herz, das ebenfalls im Rowohlt Verlag erschienen ist. Nach der absolut fesselnden Erfahrung von Sie weiß von dir werde ich mir dieses Buch wohl mal zulegen. Und ich behalte die Dame, die aus England kommt, und ihre Karriere ein bisschen näher im Auge.

ÜBRIGENS!: für alle Fans von Netflix - der Streaming-Dienst hat eine Adaption des Buches als Serie in Planung. Wer also genug Geduld mitbringt, kann sich darauf schon mal einstellen.

Interview mit Sarah Pinborough über Sie weiß von dir (english)

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