Sunderlands Bücherregal 2/2018

*das persönliche Buch des Jahres 2018!*

Das schöne Wetter ist vorbei, der Herbst wird jetzt kalt und nass. Umso besser das mein heutiges Buch die Stimmung ein wenig hebt. Es verleitet mich dazu, zu sagen "wann habe ich das letzte Mal ein Buch so sehr genossen". Wahrscheinlich nicht so lange her, wie mir mein Verstand wohl vorgaukeln will, aber nach der Lektüre eines solch guten Krimis fühle ich mich einfach so wunderbar unterhalten.


Autor: Robert Thorogood
Buchtitel: Mord im Paradies
Originaltitel: A Meditation on Murder
Jahr der Veröffentlichung: 2017 (DE) / 2015 (UK)
Seitenanzahl: 380 Seiten
Kapitelanzahl: 16 Kapitel
Verlag: Rowohlt Verlag
Serienangaben: 1. Teil der Richard-Poole-Reihe


Natürlich bin ich auch ein großer Fan der Fernsehserie Death in Paradise. Und so konnte ich es kaum erwarten, als ich las, das Serienschöpfer Robert Thorogood (mein Vornamens-Vetter *zwinker*) einen Deal für drei Richard-Poole-Krimis unterzeichnet hat, diese zu lesen. Vor allem, da sich die Geschichten um die Grundbesetzung drehen (also sprich: DI Richard Poole, DS Camille Bordey, Dwayne Myers und Fidel Best), die man von den ersten beiden Staffeln der Serie gewöhnt ist.

HANDLUNG:
In einem Urlaubsresort auf Saint Marie wird der Guru Aslan während einer Morgenmeditation umgebracht. Mit ihm zusammen befanden sich noch 5 weitere Leute am Tatort, einem Teehaus. Dies ruft DI Richard Poole auf den Plan, der versucht herauszufinden, wer es geschafft hat, vor 5 Zeugen einen Mord zu begehen, von dem angeblich niemand etwas mitbekommen hat. Wer hatte ein Motiv? Und welche Geheimnisse liegen noch in dem Resort verborgen?

FAZIT:
Viele loben Death in Paradise als Paradebeispiel für das von Agatha Christie und anderen Autoren etablierte Locked-Room-Mystery, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet und den Detektiv (und auch den Leser/Zuschauer) vor ein großes Rätsel stellt. Wer bei Death in Paradise schon immer gerne mit geraten hat: hier ist eine Episode, die man so richtig schon genießen kann. In seinem eigenen Lese-Rhythmus kann man versuchen, das Geheimnis der Meditationshalle zu lüften und wie das Opfer von wem und vor allem warum getötet wurde. Das ganz besondere Attribut hier ist die karibische Szene, vor der sich der Mord abspielt. Das ist die geheime Zutat, die die Serie so erfolgreich macht und von der auch das Buch profitiert. Obwohl ich dazu geneigt bin zu sagen, das der Fall an sich auch in einem Fitness-Studio in London (mit ein paar winzigen Änderungen) interessant gewesen wäre.

Zu den Charakteren im Buch brauche ich eigentlich gar nichts mehr sagen. Die Chemie ist so sagenhaft wie in der Serie und auch der Humor ist wundervoll auf Papier übertragen worden. Was die Fallbezogenen Charaktere betrifft, diese sind ebenfalls individuell und interessant dargestellt, wie im Fernsehen eigentlich auch. Das der Abschnitt Figuren so gut funktioniert ist wahrscheinlich einfach geschuldet, das niemand fremdes das Buch geschrieben hat, sondern der Serienschöpfer selbst. Nur er kann das so gut.

Auch empfehlenswert:
Der offizielle Soundtrack zur Serie
Spannung ist als Wort vielfältig nutzbar. Ein Krimi hat immer eine andere Spannung als ein Thriller zum Beispiel. Deswegen bin ich eher dazu geneigt, Mord im Paradies nicht als spannend zu beschreiben, sondern dem Genre gerecht als herausfordernd. Der Autor beherrscht es sehr gut, Hinweise und Fakten zu verstreuen, die am Anfang nicht wichtig scheinen oder keinen Sinn machen. Aber sobald Poole das Bild zusammensetzt, sagt man sich, das es so logisch ist, das man eigentlich auch drauf hätte kommen können. Ein anderes Wort, das ich dringend im Zusammenhang mit diesem Buch nennen muss, ist Spaß. Es macht Spaß beim lesen und beim selbst kombinieren.

Die Covergestaltung des Rowohlt-Verlages ist, der Serienvorlage angemessen, schön bunt und auffallend. Palmen, Sonne, Meer. Allein deswegen fällt es einem schon eher ins Auge, wenn man eine Buchhandlung aufsucht. Also nicht nur, wenn man bewusst danach sucht. Ein kleines Manko ist der deutsche Titel, der einfach dem Originaltitel der Serie entlehnt wurde. Wer aber in Erwägung gezogen hat, die englische Version zu lesen (so wie ich), der weiß, das die Übersetzer hier ziemlich faul waren. Denn im englischen heißt das Buch A Meditation on Murder, was sich im gewählten Titel gar nicht widerspiegelt. Ob man diese Entscheidung getroffen hat, um eine bessere Verbindung zur Serie herzustellen, weiß ich nicht. Ich persönlich hätte einen Sticker mit der Aufschrift "ein Death in Paradise-Roman" viel besser gefunden. Vielleicht lege ich mir irgendwann auch noch ein englisches Exemplar zu.

Ein letzter wichtiger Aspekt ist, das man beim lesen (so ging es mir auf jeden Fall) schon fast die Stimmen der Serienfiguren im Ohr hat, die einem die Dialoge vorsprechen, als gebe es eine richtige Episode zu dem Buch (dem ist nicht so, wird wahrscheinlich auch nicht passieren, da drei der vier Team-Mitglieder in der Serie bereits umbesetzt wurden). So sehr hat einen dieses karibische Universum im Griff.


BEWERTUNG:
5/5 Schreibstil
5/5 Charaktere
4/5 Handlung
5/5 Optik
(19 von 20 Sternen)


Es gibt nichts schöneres als Bücher zu seinen Lieblingsserien zu haben. Das trifft auf mehrere Buchreihen zu, die ich lese. Allerdings ist Mord im Paradies das beste Beispiel dafür, wie man ohne Kamera und Darsteller eine Episode ausstrahlen kann, auch wenn sie beim Leser im Kopf stattfindet. Und ich hoffe, das Thorogood mit den zwei anderen Büchern die gleiche Stimmung einfangen kann.

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