Oft neige ich dazu Autoren zu lesen, deren Bücher und Stile ich bereits kenne. Allerdings habe auch ich gerne mal etwas neues dazwischen. So habe ich mir nach meinem letzten Kathy Reichs einfach mal das Buch einer Autorin geschnappt, von der ich zwar schon gehört, aber vorher noch nie etwas gelesen hatte.
Autorin: Joy Fielding
Buchtitel: Am seidenen Faden
Original-Titel: Missing Pieces
Jahr der Veröffentlichung: 1997
Seitenanzahl: 415 Seiten
Kapitelanzahl: 32 Kapitel
Verlag: Goldmann-Verlag
Serienangaben: Stand-Alone-Roman
| Meine eigene Ausgabe |
Und wieder haben wir eine Kanadierin. Denn das habe ich bei meinen Recherchen über Joy Fielding herausgefunden. Und das ich Kanada gerne mag, zeigt sich ja auch in den Büchern von Kathy Reichs und Chevy Stevens. Am seidenen Faden habe ich mal irgendwo herbekommen, es ist eine ziemlich alte gebundene Ausgabe, bei der ich immer den Schutzumschlag abnehmen musste, weil mir das Buch sonst beim Lesen immer abgehauen ist. 20 Jahre alt ist der Roman bereits, doch trotzdem finde ich ihn gelungen.
HANDLUNG:
Die Therapeutin Kate Sinclair hat es alles andere als leicht - ihre älteste Tochter rebelliert offen gegen sie, ihre Mutter tyrannisiert das Altersheim, in dem sie lebt und ihr Mann zieht sich regelmäßig auf den Golfplatz zurück. Doch erst, als ihre Schwester Jo Lynn beschließt, Colin Friendly zu heiraten, dem im Moment wegen des Verdachts auf Mord an 13 Frauen der Prozess gemacht wird, gerät das Leben der Familie vollkommen aus den Fugen. Wie ernst meint es Jo Lynn mit Colin Friendly? Und könnte er zu einer Gefahr für Kates Familie werden?
FAZIT:
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| Joy Fielding |
Am Anfang erklärt die Protagonistin dem Leser, das die Polizei sie gebeten habe, einen Bericht über das Ganze zu verfassen. Wenn man sich diese Information während des gesamten Buches gegenwärtig hält, bekommt man manchmal das Gefühl, das sie ziemlich vom eigentlich Thema abschweift. Vor allem am Anfang des Buches werden Orte so detailliert beschrieben, das man sich fragt, ob es wirklich wichtig ist, die Architektur so weit hervorzuheben. Zum Glück lässt dieses Motiv schnell nach und der Fokus landet auf den Figuren und ihren meist verzwickten Beziehungen zueinander.
Die verschiedenen kleinen Handlungsstränge, die um das Hauptthema herum gebaut wurden, bringt einen dazu, dass einem Kate Sinclair ziemlich leid tut. Rebellische Tochter, rebellische Schwester, verwirrte Mutter und ein anscheinend desinteressierter Ehemann. Ich habe mich oft gefragt, wann diese Frau endlich mal durchdreht und den Hammer fallen lässt. Ich wäre an ihrer Stelle wohl mehr als einmal total durchgedreht. Es schmerzt einen teilweise sehr, wie wenig ihre Mitmenschen auf ihre Ratschläge und Bedenken geben. Andererseits ist sie so sehr darauf fixiert, anderen Leuten bei ihren Problemen zu helfen, das sie gar nicht mehr wahrzunehmen scheint, dass ihre Hilfe nicht immer willkommen, oder gar, von Nöten ist. Meiner Meinung nach sind die Charaktere zwar glaubhaft, aber manchmal auch höllisch anstrengend (aber hey, ist Familie das nicht immer irgendwie).
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| eine englische Version |
Je weiter man sich dem Ende nähert, desto mehr wird der Spannungsbogen zum Vibrieren gebracht. Man bekommt am Anfang schon zu verstehen, das etwas Schlimmes passieren wird. Was das aber ist, kann man bis zu den letzten zwei Kapiteln nur erraten. Und viele Fragen stellen sich erst, wenn man die Antworten darauf erhält. So sind die Themen Missbrauch und Erziehung ausschlaggebend für die Story und führt einem die große Frage vor Augen, wie man selbst eine solch verquere Situation händeln würde. Der Höhepunkt ist dann sehr schnell vorbei, aber nach der ganzen Geschichte ist er doch befriedigend. Auf jeden Fall erwartet man das Ende nicht, nicht so, wie es geschrieben wurde.
Der Schreibstil wirkt, aufgrund des Alters, teilweise etwas altmodisch, am meisten merkt man das bei der Rechtschreibung, da öfter ß benutzt wird anstatt Doppel-S und wenn Worte, die wir mit ck schreiben, getrennt wurden, dann wurden sie quasi mit kk geschrieben, um sie genau zwischen den k's zu trennen. Eigenartig zum Anschauen, aber sobald man sich gewöhnt hat, ist es ok. Auch der Satzbau erschien mir manchmal sehr komisch. So ist das wohl bei älteren Büchern. Aber die deutsche Sprache ist ja so wandelbar wie ein Chamäleon.
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| Ausgabe aus dem Goldmann Verlag |
In Gesamtergebnis ein guter Roman, aber doch eher Roman als Psychothriller, da er sich meistens mit den problematischen Beziehungen des Hauptcharakters beschäftigt und die Haupthandlung etwas an die Seite drängt. Für Leute, die gerne solche Beziehungsgitter durchforsten ist es aber ideal. Da ich flexibel bin, habe ich mich nicht wirklich daran gestört. Vor allem auf der Zielgeraden ist es fast schon unmöglich, das Buch wegzulegen, weil man den großen Knall am Ende kaum erwarten kann.
Zur Gestaltung des Schutzumschlages kann ich nur sagen: Sie entgleitet einem. Denn Schutzumschläge kann man ja auch abmachen, damit das Lesen angenehmer ist. Das Bild einer jungen Frau ziert den Umschlag, die wohl irgendwie in die Geschichte passen soll (Hauptperson, Tochter, Schwester?). Sonst ist alles in blau und grün gehalten. Der Klappentext hat mein Interesse geweckt. Ohne ihn hätte ich es vielleicht nicht gelesen.
Bewertung:
4/5 - Schreibstil
4/5 - Charaktere
4/5 - Handlung
4/5 - Optik
(16 von 20 Sternen)
Ich werde nächstes Jahr mal Ausschau halten und einen weiteren Joy Fielding auf meine Liste setzen, da ich glaube, dass sie noch mehr tolle Geschichten zu erzählen hat. Vor allem sollte ich schauen, das auf dem Umschlag angepriesene Lauf, Jane, Lauf mal aufzutreiben.



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