Sunderlands Bücherregal 10/2017

Einen guten Buchtitel zu finden, ist manchmal gar nicht so leicht. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, wie er in anderen Ländern uminterpretiert werden könnte. Dieses Buch hat einen fast schon komischen deutschen Titel, obwohl es um ein ernstes Thema geht (wie eigentlich immer bei dieser Autorin): Knochen.


Autorin: Kathy Reichs
Buchtitel: Totgeglaubte leben länger
Original-Titel: Cross Bones
Jahr der Veröffentlichung: 2007
Seitenanzahl: 413 Seiten
Kapitelanzahl: 41 Kapitel
Verlag: Blanvalet-Verlag
Serienangaben: 8. Teil der Temperance-Brennan-Reihe


Meine Liebe zu Kathy Reichs, ihrer Tempe-Brennan-Reihe und der daraus entstandenen Serie BONES ist weithin bekannt. Inzwischen muss ich sogar gestehen, dass ich die Serie von den Romanen abgrenze, weil ich es als grundverschiedene Dinge sehe. Und manchmal fällt es mir echt schwer zu sagen, was ich lieber mag: Die Bücher oder die Serie? In diesem Fall war das Thema des Buches etwas zäh, aber trotzdem interessant.

HANDLUNG:
Kathy Reichs und Emily Deschanel
Die Leiche eines zwielichtigen Importeurs beschert Tempe Brennan Überstunden im Labor. Die Schusswunde am Kopf deutet auf Selbstmord hin, doch die Gerichtsmedizinerin kann ein Gewaltverbrechen nicht ausschließen. Ihre Untersuchungen nehmen eine unerwartete Wendung, als ein Fremder ihr das Foto eines uralten Skeletts aus Israel zusteckt und beteuert, es sei der Schlüssel zum Tod des streng religiösen Mannes. So stößt Tempe auf ein abgründiges Geheimnis, das älter ist als die Bibel...
(Klappentext Blanvalet-Verlag)

FAZIT:
Wie gesagt, das Thema war eigentlich gar nicht mein Geschmack (Kathy Reichs hat schon oft bestimmte Themen genommen und sie in ihre Bücher integriert, was ihr meistens gut gelingt), denn ich kann mit Religion sehr wenig anfangen.  Aus diesem Grund habe ich das Lesen von Totgeglaubte leben länger sogar hinausgezögert - weil ich fürchtete, das Thema Religion würde mir die Freude an einem weiteren Tempe-Brennan-Abenteuer nehmen.

Im Großen und Ganzen war es trotzdem ein gutes Buch. Die Schauplätze Israels waren sehr gut beschrieben und wie immer strotzt das Buch nur so von Informationen. Ich, der nicht behaupten kann, jemals in Israel gewesen zu sein, konnte mir einige Orte sehr gut vorstellen. Ein dicker Pluspunkt ist der wie immer scharfe Humor des Gespanns Brennan und Ryan (ich sage nur Tap Pants xD ). Auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Eine Stelle, die mir sehr gefallen hat, war Tempes Treffen mit einem Schakal. Es war für den Leser eine sehr intensive Situation, die ich so in diesem Roman nicht erwartet habe.

Jedoch muss ich sagen, das die Geschichte meistens gar nichts mit dem eigentlich Fall, dem Tod des oben besagten Importeurs, zu tun hat, sondern sich um die Knochen dreht. Diese werden dann so wichtig, dass ich gegen Ende gar nicht mehr gegenwärtig hatte, das wir eigentlich noch einen Toten haben, dessen Mörder zu finden ist. Natürlich, das Skelett soll mit dem Mord in Zusammenhang stehen. Aber über weite Strecken hinweg wird das Opfer quasi vergessen oder als solches ausgeklammert. Es wirkt nebensächlich, als hätte sich Kathy vorgenommen, diesmal ein Buch über Archäologie und Religion zu schreiben. Tempe Brennan meets Lara Croft (sorry, der Joke musste sein). Das Ende hat mich überrascht. Und zwar wirklich. Denn wenn man drüber nachdenkt, kommt man schon drauf. Allerdings war ich wahrscheinlich genauso gefangen von der Frage der Knochen wie Tempe. Oder es war ein gekonntes Ablenkungsmanöver einer brillanten Autorin.

Von der Gestaltung her ist das Thema ebenfalls gegenwärtig: Das Cover des Blanvalet-Verlags zeigt ein Kreuz auf einem Stein, ein großer Riss läuft durch das Motiv. Der Titel des Buches hingegen lässt einen den Inhalt etwas anders vermuten. Ich hätte dabei eher auf so eine Art Story getippt, wo eine Leiche, die Person A sein soll, gar nicht Person A ist, weil diese Person erst jetzt auf dem Stahltisch liegt. Der Klappentext (oben nachzulesen) ist nicht so der Bringer, da er eher flach klingt. Es fiel mir hier auch schwer, den Inhalt selbst zu beschreiben, was ich ja sonst tue.

Meine Weigerung, das Buch zu lesen, hat sich nicht ganz bestätigt, aber auch nicht komplett widerlegt. Wenn man sich aber von dem Thema anstecken lässt, ist es einem nicht wichtig, was genau passiert, so lange wir Tempe Brennan haben, die das Geschehene mit ihren Worten kommentiert. Und schließlich gibt es so viele andere Brennan-Bücher, das wir auch mal eines verschmerzen können, das abschweift und Tempes Wurzeln als Archäologin beleuchtet. Auch würde ich es ein zweites Mal lesen, nur, um einige Eindrücke noch zu festigen.


Bewertung:
5/5 - Schreibstil
5/5 - Charaktere
4/5 - Handlung
3/5 - Optik
 (17 von 20 Sternen)


Ein kompletter Ausbruch aus dem sonstigen Trott. Exotische Schauplätze und andere Themen als sonst. Es passiert selten, das Autoren ihre bekannten Gefilde verlassen. Obwohl, vielleicht fühlte es sich für Reichs gar nicht so an. In jedem Fall zeigt sich, das man sie nie komplett festlegen sollte, was das Genre betrifft.

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