Sunderlands Bücherregal 3/2017

Theater macht Spaß! Naja, meistens. Es sei denn, jemand wird ermordet. Der heutige Krimi zeigt genau die passende Dramatik. Und das Schlimme ist - der Täter ist keinesfalls offensichtlich.


Autorin: Caroline Graham
Buchtitel: Requiem für einen Mörder
Original-Titel: Death of a hollow man
Jahr der Veröffentlichung: 2014 (Hörbuch)
Sprecher: Frank Arnold
Inhalt/Dauer: 6 Audio-CDs - 450 Minuten (gekürzte Lesung)
Verlag: Audiobuch-Verlag
Serienangaben: 2. Teil der Inspector-Barnaby-Reihe


DCI Tom Barnaby (John Nettles)
und DS Gavin Troy (Daniel Casey)
Caroline Grahams Detective Chief Inspector Tom Barnaby flimmert seit nunmehr 2 Jahrzehnten über die Fernsehbildschirme Europas (und wahrscheinlich sogar darüber hinaus) und begeistert alt und jung. Endlich habe ich die Gelegenheit, auch das zweite Hörbuch vorzustellen, das ich auf der letzten Leipziger Buchmesse erstanden habe. Das erste davon habe ich bereits 2016 vorgestellt. Und da ich am Wochenende nicht unbedingt was zu tun hatte, habe ich nebenbei einfach mal angefangen zu hören und konnte fast gar nicht mehr aufhören.

HANDLUNG:
Die Theathergruppe von Midsomer Worthy hat sich vorgenommen, das Stück "Amadeus" aufzuführen. Allerdings läuft bereits im Vorfeld der Premiere alles schief, was nur schief gehen kann. Die Schauspieler sind entnervt von den ständigen Ausbrüchen des Regisseurs Harold Winstanley und dem Gehabe des Hauptdarstellers Esslyn Carmichael. Bei der Premiere des Stücks, die auch nicht wirklich glatt läuft, geschieht schließlich etwas, womit keiner gerechnet hätte - ein Mord. Zum Glück sitzt Tom Barnaby direkt im Publikum (da seine Frau Joyce ebenfalls zur der Theatergruppe gehört) und nimmt direkt die Ermittlungen auf. Allerdings ist der Fall überhaupt nicht so einfach: schließlich hat sich der Hauptdarsteller vor Publikum mit einem Rasiermesser den Hals aufgeschlitzt. Wer hatte also bei dieser schiefgelaufenen Darbietung seine Finger mit im Spiel?

FAZIT:
Esslyn Carmichael und das besagte Messer
(vor dem Mord)
Einen genauen Vergleich zur Episode kann ich nicht ziehen, da ich diese schon so lange nicht gesehen habe. Hier beginnt das ganze Drama weit vor der Premiere des Stücks. Die ganzen Charaktere sind unzufrieden mit der Produktion und freuen sich, wenn es endlich vorbei ist. Die einzelnen Beziehungen untereinander sind sehr schön wiedergegeben und bereiten die Szene vor, die später noch so wichtig ist - die Premiere. Vor allem die Lesetechnik von Frank Arnold macht dieses Hörbuch zu einem besonderen Vergnügen. Sein Hang, für einzelne Charaktere die Stimmen zu verstellen und auch mit Inbrunst etwas zu lesen, macht das ganze zu einem regelrechten Erlebnis. Dazwischen schafft seine ruhige und klare Stimme genau die richtig Atmosphäre.

Viele der Charaktere sind ein wenig seltsam, aber ich denke, das hat mit dem Künstlertum zu tun. Ich finde es faszinierend, wie die Autorin es schafft, diese ganzen kleinen Details so formschön und lustig zu verpacken. Auch Barnaby selbst und sein Assistent Troy machen sehr viel Lust auf mehr. Allerdings habe ich während des Hörens Dinge bemerkt, die ich bei der Serie noch nie registriert habe, zum Beispiel das Tom gerne Pflanzen zeichnet. Am meisten hat mich eine Anekdote verwirrt, in der daran erinnert wurde, das Cully mal einen grüngefärbten Irokesen-Schnitt getragen hat. Aber naja, das sind halt die Dinge, die im Buch ihren Platz finden und in der Serie vielleicht nicht.

War während des Mordes anwesend:
Joyce Barnaby (Jane Wymark)

Was die sonstige Handlung betrifft - sie lebt von dem zuvor erwähnten Aufbau, der sich in dem Mord bei der Premiere entlädt und die Ermittlungen freisetzt. Da wir, als Zuhörer, bereits wissen, wie die Gefüge hinter dem Stück aussehen, haben wir dem DCI ein wenig etwas voraus. Denn auch, wenn Barnaby erst die Antworten zur der Tat ausgräbt, haben wir doch viele Informationen, mit denen sich arbeiten lässt. Ab und zu verweilt die Handlung in gewissen Szenen, welche auch manchmal eine eigene Komik besitzen, was dem lockeren Krimi-Genre sehr zugute kommt. Außerdem ist alles in grobe Teile eingeteilt, um es zeitlich zu sortieren. Ich persönlich finde die Schilderung der Premiere bis zum Mord sehr gelungen.

Wie bei dem anderen Hörbuch aus dieser Doppelbox lächelt einem Barnaby-Darsteller John Nettles am Anfang der Serie (wo er noch deutlich jünger war) entgegen. Das alleine reicht als Werbung für das Hörbuch, wenn man jetzt mal von der Aufschrift Inspector Barnaby absieht. Der Klappentext ist für mich jetzt nichts besonderes. Wenn man die Folge schon einmal gesehen hat, achtet man auch nicht wirklich drauf. Der Titel klingt sehr gut, obwohl er mit dem Originaltitel Death of a hollow man (zu deutsch: Tod einen hohlen Mannes) nicht viel gemein hat. Das dabei das Opfer im übertragenen Sinne als Hohl beschrieben wird, ist eine Metapher dafür, das Esslyn außerhalb des Theaters nicht wirklich mehr zu bieten hat als auf der Bühne.


Bewertung:
4/5 - Schreibstil
5/5 - Charaktere
5/5 - Handlung
3/5 - Optik
 (17 von 20 Sternen)


schrieb neben dem Roman selbst auch das
Drehbuch zur Episode: Autorin Caroline Graham
Ich möchte definitiv mehr Hörbücher über Barnaby haben! Nach den ersten beiden kann ich nämlich ganz sicher sagen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, sich mal eins anzuhören. Außerdem ist es mal eine nette Abwechslung, wenn jemand anders vorliest und man einfach nur zuhören muss. Sollte ich also auf der Buchmesse über ein weiteres Barnaby-Hörbuch stolpern, nehme ich es definitiv mit. Und sollte ich keins finden, schaue ich einfach im Internet. In jedem Fall werde ich hier wieder über das nächste Hörbuch schreiben.

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