Sunderlands Bücherregal 3/2016

Es ist für mich kurz nach der Buchmesse. Am Sonntag habe ich einen herrlichen Tag in Leipzig verbracht, und meine Büchersammlung wieder etwas erweitert. Deswegen bin ich froh, das folgende Buch endlich vorstellen zu können.


Autorin: Petra Hammesfahr
Buchtitel: Hörig
Original-Titel: die Augen Rasputins (1983)
Jahr der Veröffentlichung: 2013 (Neufassung)
Seitenanzahl: 318 Seiten
Kapitelanzahl: 3 Teile
Verlag: Rowohlt Verlag
Serienangaben: Stand-Alone-Roman


Im letzten Bücherregal habe ich ja schon angedeutet, dass das Buch, welches ich heute vorstelle, nicht gerade sehr spannend war. Deswegen war meine Prognose von Mitte bis Ende Februar doch etwas zu gut gemeint. Jetzt habe ich es jedoch endlich geschafft... eigentlich hätte ich es ahnen müssen, als man mir das Buch mit dem Satz in die Hand drückte: "Ich finde dieses Buch total schrecklich, lies das mal und sag mir, was du davon hältst". Das tue ich hier sehr gern.

die alte Ausgabe
HANDLUNG:
Für die Presse war er ein Dämon, für Patrizia war er die große Liebe. Als man Heiko Schramm zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, bricht für das Mädchen eine Welt zusammen. Durch eine Therapie schien sie endlich begriffen zu haben, das er sie nur benutzt hat. Diese Erkenntnis verdankt sie ihrem jetzigen Ehemann. Nach sieben Jahren kehrt Schramm zu ihr zurück und beteuert seine Liebe. Als Patrizia mit ihm geht, hinterlässt sie ihrem Mann nur eine letzte Nachricht: Es tut mir leid, Ed. Während Ed jetzt versucht, seine Frau zu finden, erkennt diese nach und nach, wie die Wahrheit wirklich aussieht.

FAZIT:
Ich habe mich regelrecht durch dieses Buch gequält. Die Geschichte ist schon fast anstrengend detailliert erzählt und bereits nach wenigen Seiten hat man genug von der Hauptfigur des Buches. Ihre merkwürdige und naive Art macht es schwer, sich eine erwachsene Frau vorzustellen. Auch ist ihre Abhängigkeit von Schramm selbst total konfus. Was einen noch nervt, ist der liebe Ed, oder Eddi oder wie auch immer sie ihn nennt, der doofe Therapeut eben. Er kommt so spießig rüber und nicht gerade, als könne er überhaupt etwas bewegen. Alles bewegt sich so qualvoll langsam, dabei kommt selten Spannung auf, weil die Charaktere alles zehntausendmal durchkauen. Es klingt so banal, man glaubt gar nicht, das ein einziger Mensch so dämlich sein kann. Die Sprache ist eintönig, die Geschichte einfach langweilig.

Das Beziehungskonstrukt zwischen Patrizia, ihrem Vater, ihrer Schwester, Schramm und dem Therapeuten strengt einen sehr an. Der Vater scheint eine Reinkarnation von Mutter Gothel zu sein (#DisneyPuns), ständig mischt er sich in das Leben des Mädchens ein. Schramm selbst kommt eher wie so ein Möchtergern-Stecher vor. Diese nehmen sich natürlich gerne Mädchen vom dünnen Ast, die mental eher schlicht besiedelt sind, da man die am leichtesten beeindrucken kann. Alle anderen Figuren sind irgendwie weder hilfreich, noch wirklich notwendig.

Einige Stellen scheinen wohl an unsere Zeit angepasst worden zu sein (z.B. wurde DM durch Euro ersetzt), da an einer Stelle plötzlich ein Smartphone auftaucht, was es 83 bestimmt noch nicht gegeben hat. Wenn man um das Alter der Geschichte weiß, reißt diese Anpassung quasi ein Loch in die ganze Geschichte. Als wäre das Buch nicht schon konfus genug. Ich habe nichts dagegen, wenn ein Buch schon älter ist. Aber wenn, sollte es auch so bleiben wie es ist, sonst kommt die Story einfach nicht gut rüber.

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meine Ausgabe
Auch wird in diesem Buch viel umschrieben, was die Charaktere so alles annehmen. Sie gehen jede einzelne Möglichkeit durch, nur um diese keine 5 Sekunden später wieder zu verwerfen, weil dann sowas kommt wie "aber das kann ja gar nicht sein" oder "Das will ich gar nicht denken". Also handelt es sich eigentlich um ein sehr theoretisches Buch. Theoretisch ist es auch ein gutes Buch... Praktisch gesehen wirkt es auf mich eher wie ein neues Drehbuch für das Nachmittagsprogramm von RTL. Mit ihrem Verhalten regt man sich pausenlos über die Charaktere auf. Das liegt vor allem an den naiven Hoffnungen, die sich pausenlos wiederholen.

Die Ansicht des Buches ist von vorne ok, aber der Klappentext turnt mich total ab. Bereits nach dem ersten Lesen war ich nicht wirklich sicher, ob ich das Buch wirklich lesen möchte. Es ist einfach zu deutsch, wenn man das so sagen kann. Auch ist die Vorstellung, die man beim Lesen von den Figuren und Schauplätzen bekommt, ziemlich Low-Budget. Ich weiß nicht, wie die anderen Bücher dieser Autorin gestrickt sind, aber dieses hier ist definitiv nicht mein Geschmack. Es kommt einem vor wie fernsehen - nur das es definitiv länger dauert als eine Sendung bei RTL. Sollte das hier ein Senderinterner Mitarbeiter lesen: Sollten Sie Interesse an einer Verwendung haben, stelle ich Ihnen mein Exemplar gerne zur Verfügung. Sie dürfen es sogar behalten.


Bewertung:
2/5 - Schreibstil
1/5 - Charaktere
2/5 - Handlung
2/5 - Optik
 (7 von 20 Sternen)


Da ich jetzt endlich fertig bin, werde ich mich endlich wieder anderen Werken widmen können. Das Einzige, was ich über das nächste Mal sagen will, ist, das es sich um ein Hörbuch handeln wird. Und ich bin zuversichtlich, das es besser ist, als das hier.

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