Keine Angst, diese Rezension bringt kein Unglück - auch, wenn ein von Seit zu Seit geborstener Spiegel keine schönen Aussichten mehr bietet. Dieser Krimi tut es auf jeden Fall, stellt er einen doch vor ein sehr komplexes Rätsel.
Autorin: Agatha Christie
Buchtitel: Mord im Spiegel
Original-Titel: The Mirror crack'd from side to side
Jahr der Veröffentlichung: 1962
Seitenanzahl: 271 Seiten
Kapitelanzahl: 23 Kapitel
Verlag: Hachette Verlag
Serienangaben: 8. Teil der Miss-Marple-Reihe
Es ist schon einige Zeit her (es müsste im letzten Dezember gewesen sein) das ich dieses Buch gelesen habe. Ich wollte in der Ruhe zwischen den Jahren etwas entspannen und habe mir einen netten Krimi gegriffen. Mal wieder dreht sich die Handlung um die liebenswürdige Miss Marple, die aber durch ihren geschwächten Gesundheitszustand eher von ihrem Lehnstuhl als direkt am Tatort ermittelt. Es existiert auch eine Verfilmung der Geschichte mit Angela Lansbury (Uns allen mehr bekannt als J.B. Fletcher aus Mord ist ihr Hobby) in der Rolle der Miss Marple.
| Foto meines eigenen Exemplars |
HANDLUNG:
Die Jahre haben das Dörfchen St. Mary Mead verändert, es wurde eine neue Siedlung gebaut und in Gossington Hall, in dem früher Dolly Bantry und ihr Mann der Colonel wohnten (eine zentrale Rolle spielt das Anwesen in dem ebenfalls rezensierten Buch Die Tote in der Bibliothek) ist eine exzentrische Schauspielerin namens Marina Gregg eingezogen. Eines Tages veranstaltet sie ein kleines Fest, auf dem sich viele Leute aus dem Dorf aufhalten, bis plötzlich einer der Gäste tot zusammenbricht. Dolly Bantry, die auf dem Fest ebenfalls anwesend war, berichtet alles ihrer guten Freundin Jane Marple, die sofort anfängt, das Verbrechen zu analysieren. Woran starb das Opfer? Und wer wollte den Tod dieser sonst so sympatischen Person?
FAZIT:
Es ist auf irgendeine Weise spektakulär Miss Marple dabei zuzusehen, wie sie trotz, das sie das Haus nicht verlässt, doch ermittelt und den Mörder zu finden versucht. Vor allem, da sie sich zu Hause tödlich langweilt. Und außerdem hat sie Chefinspector Dermot Craddock, der sie quasi vor Ort vertritt. An einigen Stellen ist die Hintergrundgeschichte um die neue Siedlung und die daraus resultierenden Veränderungen etwas an mir vorbeigegangen. Denn ich fand, es hatte mit der eigentlich Kriminalhandlung nicht viel zu tun. Es war lediglich ein Zeichen der Zeit, das auch in kleinen englischen Dörfer Veränderung und Modernisierung passieren kann.
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| Videohülle des Films |
Die Figuren scheinen allesamt einen Schuss zu haben, schließlich arbeiten sie im oder nahe am Filmgeschäft und sind dementsprechend vorbelastet. Sogar Miss Marple versteht diese Menschen nicht, die so ganz anders sind, als sie es auf St. Mary Mead gewohnt ist. Ich für meinen Teil fand die Figuren gut geschrieben und war auch zuerst von Marinas Verhalten beim Gespräch mit Heather Badcock verwirrt. Erst als die Handlung sich weiter entwickelt, beginnt man zu begreifen, was eigentlich passiert.
Insgesamt zimmerte Christie hier eine Story, die zuerst mysteriös ist, dann mehr an Dramatik gewinnt und schließlich eine tragische Auflösung erfährt. Erst im Nachklang, wenn man sich Gedanken um das Buch macht, entfaltet sich das Ganze. Deshalb sollte man es vielleicht mehrfach lesen, um bestimmte Informationen zuordnen zu können. Dieser Krimi ist so vielschichtig, das man beim ersten Durchgang wahrscheinlich viele Hinweise übersieht.
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| Originalausgabe |
Die oben bereits erwähnte Film-Version ist dem Buch sehr ähnlich, obwohl es einige Elemente des Buches vernachlässigt hat, wie zum Beispiel den Ehemann der Toten. Lansbury bringt uns eine Marple, die in ihrem Kopf alle Informationen hin- und herwürfelt und schließlich die Lösung hat. Die Darstellung von Elizabeth Taylor als Marina Gregg fand ich sehr gelungen und auch der Rest des Cast hat mich überzeugt. Die Anfangsszene des Filmes ist vor allem in meinem Gedächtnis geblieben, da sie so wunderbar auf den Fall vorbereitet und Miss Marples Kombinationsgabe zur Schau stellt. Bei Interesse solltet ihr euch den Film mal anschauen.
Da sich bei der offiziellen Sammlung über das Cover nur wenig und über einen Klappentext gar nichts sagen lässt, möchte ich mich dem Titel widmen - dieser scheint nämlich sehr frei gewählt zu sein. Schließlich kommt im Fall selbst eigentlich kein Spiegel vor. Allerdings wurde der deutsche Titel vom Original abgeleitet. Und dieser wird im Buch aus einem Theaterstück oder Gedicht zitiert und beschreibt den versteinerten Gesichtsausdruck von Marina Gregg. Diese Verbindung wird einem im deutschen weniger klar als im Original, man erwarte etwas anderes. Das kleine Titelbild mit den Pillen ist nur ein weiterer Wink auf den Inhalt.
Bewertung:
4/5 - Schreibstil
4/5 - Charaktere
4/5 - Handlung
3/5 - Optik
(15 von 20 Sternen)
Ich finde, das Mord im Spiegel der Beweis ist, das man nicht am Tatort sein muss, um zu ermitteln. Lediglich mit den Fakten zu arbeiten und logisch zu denken, reicht aus. Leider muss ich zugeben, dass ich damals daneben lag, als ich mich auf einen Verdächtigen festlegte. Vielleicht habt ihr beim Lesen ja mehr Glück.


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