Sunderlands Bücherregal 15/2013

Diesmal ist mir wieder danach, einen Agatha Christie-Roman vorzustellen. Und dieser beschäftigt sich heute nicht nur mit dem belgischen Detektiv Hercule Poirot, sondern er spielt auch vor einer sehr exotischen Kulisse, nämlich in Ägypten.


Autorin: Agatha Christie
Buchtitel: Der Tod auf dem Nil
Original-Titel: Death on the Nile
Jahr der Veröffentlichung: 1937
Seitenanzahl: 335 Seiten
Kapitelanzahl: 31 Kapitel
Verlag: Hachette Verlag
Serienangaben: 14. Teil der Hercule-Poirot-Reihe


Wieder als Teil der offiziellen Sammlung vorhanden, war dieses Buch von Anfang an ganz oben auf der Liste der Bücher von Agatha Christie, die ich unbedingt haben wollte. Denn durch meine Mutter, die gerne ältere Krimi-Filme schaut, kenne ich bereits den Film mit Peter Ustinov als Poirot, der nicht nur gut gemacht ist, sondern auch einer 1A-Vorlage entstammt. Leider habe ich es lange nicht geschafft, den Film ganz von vorne zu sehen, wodurch mir immer ein gewisser Teil der Geschichte fehlte. Das hat sich inzwischen geändert - auch, weil ich ja das Buch gelesen habe.

HANDLUNG:
In der Geschichte ist Poirot auf einem kleinen Trip in Ägypten, wo er unter anderem Linnet Doyle und ihrem Ehemann Simon begegnet. Allerdings werden die beiden von Simons Ex-Verlobter und Linnets Ex-bester-Freundin Jaqueline de Bellefort durch ihre Flitterwochen verfolgt. Als sie alle auf einem Boot eine Fahrt über den Nil machen, wird Linnet nachts getötet. Einer an Bord muss der Mörder sein und sofort fällt der Verdacht auf Jaqueline. Vor allem, da ein mit Blut geschriebenes J an der Wand neben Linnets Leiche ist. Poirot lässt natürlich wieder seine kleinen grauen Zellen arbeiten und macht sich auf die Suche nach dem Mörder.

FAZIT:
Die Figuren sind für meinen Geschmack schön Zeitlos: Zwei Freundinnen, die eine hat viel Geld, die andere nicht so. Dann hat die eine einen Freund. Sie stellt ihm ihre Freundin vor - Ende der Geschichte ist, das der Freund mit der Freundin durchbrennt. Klingt nach etwas, was auch heute noch oft genug passiert. Die Passagiere auf dem Schiff sind teilweise skurril und humorvoll gestaltet, wie die Autorin Salome Otterbourne zum Beispiel. Damit zeigt Christie ihr Talent dafür, Charaktere richtig auszustaffieren, damit eine Geschichte lebendig und interessant wirkt. Auch die Beziehungen zwischen den Charakteren regen das ermittelnde Hirn an, wer den nun den Mord begangen hat.

Die Quintessenz dieses Romans ist der Mord an Linnet Doyle: allein die Planung der Abfolge aller Handlungen, die schließlich zu ihrem Tod führen sind wunderbar logisch aneinandergereiht. Vor allem die Tatsache, das jeder dieses Verbrechen hätte begehen können, macht es zu einer echt harten Nuss. Das liegt auch daran, das Linnet viele Feinde zählen konnte. Die falschen Fährten und Ablenkungen, die Poirot und auch dem Leser begegnen fügen sich nahtlos in das Geschehen. Viele kleine Hinweise sind so brillant eingesetzt und versteckt. Meiner Meinung nach einer der besten Fälle der Autorin - gerade weil er so schön kompliziert ist.

Warum Christie gerade Ägypten gewählt hat, liegt durchaus auf der Hand. Die Autorin selbst liebte es, andere Länder zu bereisen und fand vor allem das Land der Pharaonen sehr inspirierend. Es gibt soweit ich weiß noch andere Bücher von ihr, die mit Ägypten zu tun haben. Durch ihre Reiseerfahrungen gibt uns die Britin eine wunderschöne Beschreibung der Orte entlang des Nils, was einen als Leser auf eine kleine Abenteuerreise schickt. Was einem ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, das dieser Plot vor einer anderen Kulisse einfach nicht gut funktionieren würde. Und das macht es zu einem meiner Lieblingskrimis. Zwar merkt man dem Schreibstil ein wenig sein Alter an, doch das lässt sich verzeihen, gerade, weil es sich um Christie handelt. Ob ich wohl irgendwann mal ein schlechtes Buch von ihr erwische?

Das Buch wird geziert mit der kleinen Fotografie einer Pyramide und einer Palme, deren schwarze Silhouetten sich im Sonnenuntergang erheben. Damit hat der Verlag das Thema gut getroffen. Auch der deutsche Titel entlehnt sich seht gut dem Original, was selten vorkommt. Die oben bereits erwähnte Verfilmung mit Ustinov als Poirot und mit Schauspielern wie Angela Lansbury, Maggie Smith und Jane Birkin in weiteren Rollen setzt nicht nur die Kulisse, sondern auch die Charakterstruktur sehr gut um, auch, wenn sie natürlich etwas verändert wurde, um den Film nicht zu überziehen. Der geniale Fall bleibt trotzdem vorhanden.


Bewertung:
4/5 - Schreibstil
4/5 - Charaktere
5/5 - Handlung
4/5 - Optik
 (17 von 20 Sternen)


Die Story von Tod auf dem Nil ist zwar weitgehend bekannt, trotzdem sollte man für das richtige Feeling doch den Roman in die Hand nehmen, der einem viele Stunden Unterhaltung bieten kann. Ich selber werde es in Zukunft wohl nochmal lesen, da ich vor allem den Schauplatz der Geschichte als nette Abwechslung zu den sonstigen grauen Städten der anderen Geschichten ist, die ich so kenne. Die Autorin selbst reiste ja sehr gerne an solche Orte, um dort für ihre Romane Inspiration zu finden. Und eines Tages sollte ich das auch tun.

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